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Mein Leben



1) Das Vermächtnis

Hedda war tot.
Endlich stand dem Plan des Meisters, Lübeck zu erobern, nichts mehr im Weg. Auf der Suche nach dem "magischen Buch" ging ich in Heddas Haus. Dort konnte ich Jonathan von den neuen Wächtern sprechen hören - Kinder, ha. Von meinem Meister bekam ich den Auftrag, das Buch so schnell wie möglich herbeizuschaffen, denn ohne es wären die Wächter machtlos.
 
Am nächsten Tag folgte ich den Kindern Otti, Pinkas, Karo und Leonie zur Testamentseröffnung. Zu meiner Überraschung nahmen die Mutter der Mädchen und der Vater der Jungen Heddas Testament an, was dazu führte, dass der gesamte Klan in deren Villa einzog. Das magische Buch bekamen die Kinder.
 
Ich beschloss, das Buch an mich zu nehmen, bevor die Kinder von ihrer Berufung zu Wächtern erfuhren. Während des Umzugs griff ich das magische Buch und rannte los. Die Kinder verfolgten mich. Aber ich verschwand in die Unterwelt. Leider musste ich das magische Buch zuvor fallen lassen, es hatte schon zu viel Energie. Also kam ich nocheinmal zurück.
 
Als ich es gerade aufheben wollte, tauchte Jonathan auf, dieser Verräter. Er rief den Kindern zu, sie sollten sich an den Händen fassen, doch mir gelang es noch rechtzeitig, einen gezielten Schuß auf Leonie abzugeben. Kurz darauf bündelte diese Brut seine Kraft und als ich das Buch greifen wollte, war es durch die Wächter vor schwarzer Magie geschützt. Meine Hände brannten wie Feuer - diese Bastarde!
 
Ich musste meinen Plan abbrechen und ohne das Buch in die Unterwelt zurückkehren. Der Meister war entrüstet und drohte mir grausame Strafen an, sollte ich es nicht bald schaffen, ihm das magische Buch zu bringen.
 
Am Abend des selben Tages versuchte ich abermals mein Glück. Leider fiel bei meiner Ankunft der Strom für kurze Zeit aus, sodass die Kinder schnell darauf aufmerksam wurden, dass etwas nicht stimmte. Ich fand das Buch im 2.Stock er Villa, schnappte es und rannte die Treppen hinunter. Dabei stieß ich mit den Kindern zusammen. Aber ich konnte mich schnell genug in die Unterwelt zaubern. Auf dem Weg zum Meister blätterte ich etwas darin. Dabei fiel mir auf, dass es nicht ganz vollständig war. Dies berichtete ich selbstverständlich auch dem Meister.
 
Ich versicherte ihm, die zweite Hälfte des Buches schnellstmöglich herbeizuschaffen. Dabei legte ich meine Hand auf des Meisters Schulter, begriff jedoch sofort, dass er dies nicht dulden würde. Also zog ich meine Hand ruckartig weg, wer weiß, was mir andernfalls geblüht hätte. Der Meister schwärmte davon, Lübeck zu erobern, sobald er das ganze Buch hätte. Daraufhin begannen wir, die Machtübernahme vorzubereiten.
 
Wenig später hörte ich den Alarm und schon kamen Zanreloten, um mir zu berichten, dass ein Kind in der Unterwelt sei und das Buch mitgenommen habe. Ich eilte also zur Schleuse. Als ich dort ankam und die Tür geöffnet wurde, war Pinkas mit dem Buch schon verschwunden. Der Meister war außer sich vor Wut. Diese verflixte Brut...



 

2) Im Reich Zanrelots

Das magische Buch zu stehlen und somit die Wächter unschädlich zu machen, hatte nicht funktioniert. Also plante der Meister weiter, die alte Hansestadt Lübeck in seinen Besitz zu nehmen.
 
Er seine aktuelle Macht zu messen, legte er seine Hand auf das Machtometer. Dies zeigte jedoch lediglich 24% an. Er ließ mich riefen und berichtete mir vorwurfsvoll davon. Auf meinen Scherz, diese Prozentzahl würde reichen, um wenigstens mit einem Arm an die Oberfläche zu gelangen, reagierte der Meister zunächst erzürnt – doch im nächsten Augenblick schien sich aus diesem Scherz ein neuer Plan zu entwickeln.


 

Der Meister wollte die Krone der Macht, die einst dem Herzog von Braunschweig gehörte, aus einer Kirche in Lübeck holen - und dafür war nur ein Arm nötig…


 

Aber dieser Otti war zufällig ebenfalls dort. Es war sein erster Schultag in der neuen Stadt. Mit seiner magischen Brille konnte er des Meisters Arm sehen und versuchte, ihn aufzuhalten. Doch der Meister würgte diesen Wurm und dessen Lehrerin, die des Meisters nicht Arm nicht sehen konnte, zog ihn mit sich. So schaffte es der Meister also, die Krone an sich zu nehmen und ich verstaute sie in der Halle der Ängste. Endlich stand ihm der Weg nach Lübeck frei - wir mussten lediglich noch das Haus der Wächter zerstören.


 

Wir beobachteten also die Wächter über unsere Überwachungskameras. Ich dachte schon, sie würden schlafen. Doch plötzlich, ich war gerade mit der Planung der Hausvernichtung beschäftigt, tauchte der Meister in Form eines grünen Geistes auf und teilte mir mit, dass die Wächter auf den Bildschirmen nicht mehr zu sehen seien.


 

Im selben Moment nahmen wir einen äußerst sonderbaren Geruch wahr - erst viel später erfuhren wir, dass es sich dabei um die Allergiecreme von Pinkas handelte. Diesem Gestank brauchte ich nur nachzugehen, um die Brut zu finden. Mein Weg führte mich in eine der vielen Kammern der Unterwelt. Ich vermutete die Wächter in einer Kiste, also feuerte ich mit meinem Zauberstab los. Doch das erschrockene Gekreische der Kinder kam aus einer anderen Truhe. Ich ließ mir von den Zanreloten ein Schwert zuwerfen und wollte es gerade mitten in die Kiste stoßen, als sich der Deckel öffnete und die Kinder sich ergaben. Ich schnappte mir die beiden – Pinkas und Karo – und brachte sie persönlich zum Meister. Ich war mir sicher, dass dieser hochzufrieden mit mir sein würde. Und das war er auch.


 

Er begrüßte die beiden. Doch Pinkas, dieser Angeber, wollte den Helden spielen. Das hätte er nicht tun sollen. Der Meister zögerte keine Sekunde und vereiste ihn.


 

Nachdem der Meister Karo das Angebot gemacht hatte, ihre Mutter zu verschonen, wenn sie ihm den Aufenthaltsort der anderen Wächter verriet, wollte diese auf ihn los gehen. Diese Würmer dachten wirklich, sie könnten gegen Zanrelot, den Herrscher der Finsternis, bestehen. Der Meister fackelte auch diesmal nicht lange, hob seinen Arm und vereiste Karo ebenfalls.


 

Anschließend widmete er sich wieder den Plänen zur Zerstörung des Wächterhauses zu, nicht, ohne den Kindern vorher noch klar zu machen, dass sie bald komplett gefroren sein würden.


 

Plötzlich schreckte ich hoch – Alarm! Ich sah die Wächter gerade noch in der Schleuse verschwinden, dann waren sie auch schon weg – mit der Krone.


 

Des Meisters Plan wurde wieder durchkreuzt. Und einer musste dafür die Verantwortung tragen – ich…

 

3) Der gestohlene Mond

Eine Weile, nachdem sich der Meister wieder beruhigt hatte, teilte er mir seinen neuen Plan mit. Dieser war so genial, dass eigentlich nichts schief gehen konnte. Er wollte mit Hilfe des Mondes den Himmel für immer verfinstern und sich so der Stadt bemächtigen.


 

Also begann er mit der Arbeit. Zuerst schuf er mit Hilfe eines komplizierten Zaubers einen grünen Mond. Diesen übergab er mir, mit dem Auftrag, das Licht aus Lübeck für immer verschwinden zu lassen. Am kommenden Tag, dem Tag der Sonnenfinsternis, war es endlich soweit.


 

Ich drang in die Sternwarte ein, öffnete das Dach, stellte das Periskop ein, tauschte den Mond im Modell des Sonnensystems gegen den des Meisters aus und aktivierte diesen mit Hilfe meines Zauberstabs.


 

Keine Sekunde später färbte sich der Mond am Himmel grün und der Himmel über Lübeck war ebenfalls in ein zanrelotisches Grün getaucht. Der Meister war zufrieden mit mir, also trat ich fröhlich und gut gelaunt mit einem Lied auf den Lippen aus der Sternwarte.


 

Doch wen sah ich dort? Nein, oder doch? Tatsächlich, es war Jonathan! Er fragte mich, was wir gemacht hätten. Ich hielt ihn zum Narren und wollte ihm das Prinzip der Sonnenfinsternis näher bringen. Jonathan hatte natürlich erkannt, welches Licht da am Himmel schien – zanrelotisches Grün, das kannte er nur zu gut. Ich erklärte ihm, wie glücklich mein Meister nun sei, doch da traf er mich mitten ins Herz. Er erinnerte mich an früher, unsere Kindheit – mein, nein, UNSER glückliches Leben. Doch davon wollte und konnte ich nichts hören. Ich wiegelte ab, wie ich es bei diesem Thema immer tat.


 

Während der gesamten Unterhaltung warf ich den echten Mond aus dem Modell immer wieder in die Luft, um ihn anschließen aufzufangen. Doch da passierte es: Jonathan schnappte nach dem Mond und wollte ihn nicht zurückgeben. Ich bedrohte ihn mit meinem Zauberstab, doch er traute mir nicht zu, dass ich diesen gegen ihn verwenden würde – schließlich waren wir eins wie Brüder gewesen. Doch ein wir durfte und konnte es nicht mehr geben! Ich machte kurzen Prozess und zauberte Jonathan in eine Silberstarre. Mit den Worten, noch am selben Abend mit dem Meister in Lübeck einzuziehen, ließ ich ihn allein vor der Sternwarte stehen – mit dem echten Mond in seiner versilberten Hand.


 

Der Meister war äußerst zufrieden mit den Auswirkungen seiner veränderten Sonnenfinsternis. Er sah über seinen Monitor Hass, Streit und Angst. Eine größere Freude konnte man ihm nicht bereiten. Er scannte am Machtometer seine Macht – 85%. Es konnte also nicht mehr lange dauern, bis er an die Oberfläche treten und seine Herrschaft beginnen könnte.


 

Nach ungefähr einer Stunde scannte der Meister erneut seine Macht – es waren immer noch 85%, sie stieg nicht mehr! Was hatte das zu bedeuten? Ein Blick in die Sternwarte genügte und wir wussten es: die Wächter waren da. Sie standen am Planetenmodell und rätselten über die Vereitlung unseres Plans. Der Meister schien nicht sehr beunruhigt zu sein. Er merkte lediglich an, dass sie dafür den echten Mond benötigten, den jedoch wir hätten. DER MOND – verdammt! Ich wurde äußerst unruhig und Angstschweiß lief mir über den Rücken. Ich hatte den Mond bei Jonathan gelassen.


 

Ich ahnte schlimmes – und so kam es auch. Der Meister befahl mir, ihm den Mond zu bringen. Mit der Ausrede, er befände sich an einem sicheren Ort, verschaffte ich mir Zeit. Ich eilte los, zauberte mich nach oben und fuhr zur Sternwarte – doch Jonathan war verschwunden. Die Wächter mussten ihn gefunden und weggebracht haben. Er konnte nur in Heddas Villa sein.
 
Und da war er auch. Zu meinem Glück hatten ihn die Wächter nicht in die Scheune gebracht, denn dort konnte ich nicht hin. Er war in Pinkas Zimmer. Jonathan erklärte gerade Karo und Leonie des Meisters Plan, als ich das Zimmer – natürlich durch die Wand – betrat. Ich forderte die Herausgabe des Mondes, doch Jonathan, der immer noch halb in der Silberstarre steckte, schnipste ihn Leonie zu. Es dürfte kein großes Problem darstellen, diesem kleinen Kind das gute Stück wegzunehmen, dachte ich. Doch diese Kröte begann, mit einem Wesen namens „Kasimir“ zu sprechen. Ich sah mich verwirrt um, doch da war niemand. Sie musste verrückt geworden sein!


 

Leonie bat dieses unsichtbare Nichts, den Mond zu den Jungs zu bringen und war diesen direkt in meine Richtung. Ich wollte ihn gerade fangen, als er plötzlich wie von Geisterhand vor mir in der Luft stehen blieb. Ich griff nach ihm, doch er bewegte sich so, dass ich ihn nicht fassen konnte. Und auf einmal begann er, sich in Richtung Tür zu bewegen und war verschwunden.


 

Als ich ihm nacheilen wollte, schnappte sich Karo einen Tennisschläger und schlug mir damit ins Gesicht.


 

Das Nächste, woran ich mich erinnere ist, dass ich in der Unterwelt erwachte. Die Wächter tauschten den Mond aus und der Himmel wurde wieder hell. Des Meisters Plan war wieder einmal vereitelt.


 

Dieser war dermaßen enttäuscht, dass er glatt vergaß, mich für mein Versagen zu bestrafen.

 


4) Gefährliches Spiel

Der Meister hatte sich etwas Neues ausgedacht. Aber dafür ließ er sich sterbliche kommen – sterbliche betraten mit seiner Erlaubnis die Unterwelt und sollten ihm bei der Übernahme Lübecks helfen... Ich war sehr misstrauisch, denn mit sterblichen hatte ich schon zu viel erlebt. Sie brachten nur Ärger und Scherereien. Was hatte sich der Meister dabei nur gedacht! Ich äußerte mein ungutes Gefühl jedoch nur zaghaft, denn ich wollte ihn nicht verärgern. Aber der Meister wollte von meinen Bedenken nichts wissen.


 

Der Mensch, dieser Hallmer, hatte ein Computerspiel für Kinder entwickelt, bei dem der Verlierer immer älter würde. Der Meister war begeistert von der Idee, in ein menschenleeres Lübeck einzuziehen. Er finanzierte für Hallmer das Spiel „Remenage“, das auch sofort – natürlich kostenlos – an die Kinder der Stadt verteilt wurde. Diese rissen ihm das Spiel förmlich aus den Händen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis alle Kinder altern würden.


 

Ein paar Stunden später betrat ich die Zentrale, um nach dem Rechten zu sehen. Der Meister war nicht da – das Machtometer unbesetzt. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und wollte gerade meine Hand darauf legen, als plötzlich der Meister kam und mich beinahe dabei ertappte. Ich hatte wirklich großes Glück, dass er es nicht gesehen hatte. Also berichtete ich ihm davon, dass sein Plan zu funktionieren schien und alles gut aussähe.


 

Der Meister scannte seine Macht, sie lag bereits bei 85%. Er lobte diesen Menschen – Hallmer. Das versetzte mir einen Stich ins Herz, denn sollte jetzt ein Sterblicher meine Arbeit tun? Aber andererseits war ich immer noch erleichtert darüber, dass der Meister mich zuvor nicht ertappt hatte.


 

Ein wenig später betrachtete sich der Meister die „Börsenkurse des Bösen“. Er war hochzufrieden, wie das Böse in die Höhe schnellte. Doch plötzlich ertönte Alarm. Er kam von Hallmers Rechner. Ich eilte in die Zentrale und sah auf dem Bildschirm nach. Da waren sie – die Würmer, diese Wächterbrut. Sie machten sich am Quellcode zu schaffen. Das mussten wir verhindern!


 

Der Meister befahl mir, Hallmer sofort in das Büro zu schicken, um die Kinder aufzuhalten. Natürlich gehorchte ich sofort.


 

Hallmer eilte also zum Büro und schnappte sich Otti, der gerade dabei war, den Quellcode zu knacken. Pinkas stürzte sich auf Hallmers Rücken, fiel jedoch wieder herunter. Karo feuerte einen Schuss mit ihrem Amulett ab und traf Hallmer. Dieser konnte für den Bruchteil einer Sekunde nichts sehen und so hatte Pinkas die Möglichkeit, die Enter-Taste zu drücken und somit Ottis geänderten Quellcode zu aktivieren. Das Spiel verlor seine magische Wirkung und alle Kinder, die zuvor gealtert waren, verwandelten sich zurück.


 

Der Meister war außer sich und vernichtete den Versager mit einem gezielten Schuss aus dem Computer. Daraufhin scannte er seine Macht – nur noch 49%. Ich wusste von Anfang an, dass der Plan zum Scheitern verurteilt war. Dies deutete ich vorsichtig an, doch der Meister brachte mich schnell zum Schweigen.

   

 

5) Stadt ohne Lachen

Der Meister musste sich einen Plan überlegen, um Lübeck zu erobern. Es musste einen Weg geben, nach Oben zu gelangen. Der Meister dachte lange und intensiv darüber nach. Er sah sich die Stadt über seine Monitore an: überall Glück, Liebe, Lachen… Lachen - ja, genau das war die Lösung - das Lachen!


 

Der Meister wusste, dass sich die Lübecker sicher fühlten, nach vielen Jahren ohne Bedrohung. Es war genau die richtige Zeit, um zuzuschlagen. Der Meister wollte den Bürgern der Stadt das Lachen nehmen. Er sog es ins sich auf - denn mit seinem Lachen konnte er die Erde beben lassen.


 

Schon beim ersten Versuch neigte sich der Turm der Marienkirche ein ganzes Stück. Das Lachen muss grauenvoll geschmeckt haben, aber der Erfolg sprach für sich. Nur noch einige Lachen mehr – und die Häuser der Stadt würden einstürzen.


 

Wie wir das Lachen überhaupt bekamen? Ganz einfach: wir engagierten eine Reporterin. Dieser gaben wir eine verzauberte Kamera und bei jedem Foto wurden die Lachen eingesogen - und verschwanden von den Gesichtern der Menschen. Wir bekamen sogar das Lachen des Bürgermeisters. Doch es reichte noch immer nicht zu einem zerstörenden Beben. Wir brauchten mehr.


 

Als die Reporterin Luchs mir eine neue Lieferung brachte, teilte ich ihr dies mit. Sie versprach, vom 500sten Lübecker Ziegenrennen so viele Lachen wie möglich zu besorgen. Ich sah es schon direkt vor mir: der Meister und ich ziehen in die Stadt ohne Lachen ein.


 

Der Meister kam, um vom aktuellen Stand der Dinge zu erfahren. Alles lief hervorragend. Er war hochzufrieden mit mir.


 

Ich saß also am Monitor und wartete auf die Lieferung von Luchs. Doch was ich zu sehen bekam, ließ meine Laune in den Keller sinken. Luchs war verschwunden, nicht mehr aufzufinden! Stattdessen waren da Wächter - Karo und Leonie. Sie hatten den Schutzschild deaktiviert und das Gefäß mit den Lachen gestohlen. Ich musste sofort nach Oben!


 

Den Deckel des Gefäßes konnten sie nicht öffnen, das war meine Chance. Ich nahm die Verfolgung der Mädchen auf, wir rannten bis hinunter zum Platz des Ziegenrennens. Dort stießen Pinkas und Otti zu den Mädchen. Die Wächter bündelten ihre Kräfte! Das Gefäß öffnete sich und alle Lachen waren für den Meister und mich verloren!


 

Die Wächter konnten mich mit Hilfe ihrer Zauberformel in die Unterwelt zurück schicken. So musste ich unverrichteter Dinge vor den Meister treten. Ich hatte alles versucht, doch es war wieder einmal nicht genug gewesen.

 

 

6) Magisch gefangen

Jonathan, dieser Verräter, hatte den Wächtern Koordinaten geschickt, mit denen diese in der Zwischenwelt ein Dokument finden könnten, in welchem eine Anleitung zur endgültigen Vernichtung Zanrelots zu finden war. Natürlich wusste mein Meister von der Existenz dieses Dokuments, aber wir konnten die Zwischenwelt nicht betreten - dort würde unsere Magie nicht wirken.


 

Der Eingang zur Zwischenwelt befand sich mitten in der Schule der Wächter. Seit 1634 hatte keiner mehr versucht, dieses Dokument zu finden. Damals war es Jonathan gewesen, der seinen eigenen Vater vernichten wollte.


 

Nun mussten wir handeln, die Wächter irgendwie aufhalten. Aber die waren zäh, das wusste ich. Der Meister war hingegen ziemlich naiv. Er dachte, die „Spezialisten“ aus der Zwischenwelt könnten etwas gegen die Wächter ausrichten.


 

Die Wächter waren sehr ängstlich. Doch der Meister unterschätzte sie. Er dachte, der Gorilla Gora würde sie vernichten. Ich wusste gleich, dass das nicht funktionieren würde.


 

Immerhin, die Wächter flohen vor dem Monster in verschiedene Gänge. So waren Pinkas und Leonie auf der einen Seite, Karo und Otti auf der anderen. Das war schon ein guter Anfang. Der Meister befahl mir, Zeros – den Geisterhund – herauszulassen und die Greifer zu wecken. Die Greifer, was für eine Idee, wenn ich die Wächter bisher nicht schnappen konnte, wie sollten es dann die Greifer schaffen. Aber der Meister duldete keinen Widerspruch. Also tat ich, was er befohlen hatte.


 

Zeros fand Pinkas und Leonie und jagte die beiden durch die halbe Zwischenwelt, bis die Kinder ein großes Gitter hinter sich schlossen. Der Meister sah dem Treiben belustigt zu.


 

Die Greifer versuchten unterdessen, sich Otti und Karo zu schnappen. Doch als sie die beiden schon fast mit sich gezogen hatten, biss Karo zu – fast wie ein Hund. So hatten also die Greifer versagt.


 

Zeros war mittlerweile eingeschlafen, nachdem die Kinder ihm ein Weihnachtslied vorgesungen hatten. Ein Geisterhund steht auf Weihnachtslieder, es war nicht zu fassen!


 

Kurze Zeit später fanden sich die Kinder in der Zwischenwelt wieder. Ich merkte kurz an, sie seien noch am Leben. Dem Meister gefiel der Spott in meiner Stimme ganz und gar nicht und so schüttete er mir kurzerhand sein Getränk ins Gesicht. Ich begriff sofort, dass ich nun lieber still sein sollte.


 

Der Meister erklärte mir, dass er nun abwarten wolle, bis die Wächter das Dokument gefunden hatten, um es ihnen anschließend abzunehmen, damit es nie wieder jemand in die Finger kriegen konnte. Ich sollte den Schleicher los schicken. Ich hatte meine Einwände, doch die behielt ich diesmal lieber für mich.


 

Die Wächter hatten inzwischen den Weg in die Bibliothek und sogar die Anleitung zur endgültigen Vernichtung Zanrelots gefunden. Der Schleicher begann seine Arbeit, als Otti gerade die Anleitung vorlas. Die Wächter versuchten zu fliehen, doch der Schleicher konnte ihnen die Anleitung entreißen. Danach kappte Pinkas mit Hilfe seines Lasers die Halterung des Kronleuchters, unter dem der Schleicher stand, so dass dieser in Flammen aufging – und mit ihm das Dokument!


 

Der Meister regte sich wahnsinnig darüber auf, dass die Wesen der Zwischenwelt die Wächter nicht vernichtet hatten, doch ich konnte ihn beruhigen. Als der Meister dies erkannte, begann er sofort, an einem neuen Plan zu arbeiten. Es wurde Zeit, Lübeck endlich zu SEINER Stadt zu machen.


7) Die verkaufte Stadt

Es war der beste Plan, den mein Meister je geschmiedet hatte. Er konnte Lübeck in seinen Besitz nehmen – und zwar schon bald.


 

Anfangs zweifelte ich etwas daran, mit einem Popstar zu arbeiten. Deshalb kontrollierte ich diesen Collin Spider ständig, hängte mich an seine Fersen.


 

Des Meisters Plan war simpel: Er verschaffte Collin Spider ein paar Nummer 1 Hits und dafür sollte dieser das alte Rathaus aus der Stadt verschwinden lassen, kaufen, um es durch ein neues zu ersetzen, nicht irgendeins – nein – es sollte aus Malefizionit sein. Dies ist ein Material, dass alle Menschen um es herum gierig und bestechlich werden lässt. In einem Rathaus aus diesem Malefizionit würden Korruption und Neid regieren – es wäre ein Leichtes, die Politiker dort zu beeinflussen.


 

Natürlich begleitete ich Collin Spider auf all seinen Wegen, so konnte der Plan nicht scheitern. Der Meister war hochzufrieden mit den Entwicklungen. Nun mussten wir noch den Bürgermeister überzeugen. Durch den Kontakt mit dem Malefizionit wurde er so stark beeinflusst und bestechlich, dass nur ein paar Geldscheine nötig waren, um seine Unterschrift zu bekommen.


 

Gerade, als wir fertig waren, tauchten diese Kinder auf – Wächter! Sie mussten etwas geahnt haben – verdammt. Ich beschloss, dem Meister erst einmal nichts davon zu erzählen.


 

Wieder zurück in der Unterwelt hatte ich schreckliche Angst, der Meister könnte bemerken, dass etwas nicht stimmte. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen, doch mein Meister roch direkt meinen Angstschweiß. Da konnte ich nicht anders, als ihm die Wahrheit zu sagen. Er war entrüstet darüber, dass die Wächter etwas ahnten. So machten wir uns sofort an die Arbeit, den Vertrag so schnell wie möglich unter Dach und Fach zu bringen.


 

Er befahl mir, sofort nach Oben zu gehen, um die Senatoren abstimmen zu lassen und den Bürgermeister und den Finanzsenator unterschreiben zu lassen. Zuvor versiegelte er den Vertrag noch eigenhändig durch seinen Siegelring. Daraufhin eilte ich los. Der Senat stimmte zu meiner Zufriedenheit ab und so machte ich mich mit Collin Spider, dem Finanzsenator und dem Bürgermeister auf den Weg zu dessen Büro.


 

Dort angekommen, besah sich der Finanzsenator zuerst einmal das Modell des neuen Rathauses und den Vertrag. Nachdem ich dem Finanzsenator einen kleinen Stapel Geldscheine unter die Nase gehalten hatte, unterschrieb er den Vertrag sofort, daraufhin der Bürgermeister. So war alles perfekt. Dem Meister stand nichts mehr im Weg.


 

Doch was war das!? Kaum hielt ich den Vertrag in meinen Händen, kam darauf in Zusatz zum Vorschein! „Sollte das Historische Rathaus die Stadt Lübeck verlassen, verpflichtet sich Zanrelot, nie wieder einen Fuß auf Lübecks Boden zu setzen.“ stand da geschrieben. Das konnte nicht wahr sein! Wer war das! Mir wurde gleichzeitig heiß und kalt – ich stellte mir vor, was der Meister mit mir machen würde, wenn er davon erfährt. Ich war wütend wie noch nie, verfluchte die Anwesenden, zerstörte mit einem einmaligen Laserblick das Schmiergeld und warf alle aus dem Raum.


 

Ich war verzweifelt. Die Wächter mussten den magischen Vertrag verzaubert haben! Der Meister würde mich in Stücke reißen! Ich dachte mir gerade aus, was ich mit dieser Brut beim nächsten Mal anstellen würde, als ich plötzlich ein Klingeln vernahm. Es war das Klingeln eines Handys – es kam vom Schreibtisch des Bürgermeisters...


 

Die Wächter mussten hier sein! Wer sonst sollte sich unter diesem Tisch verstecken. Ich ging zum Schreibtisch und zog mit einem Ruck die Tischdecke zur Seite. Da waren sie: Pinkas und Karo. Sie krochen aus ihrem armseligen Versteck und Pinkas telefonierte mit seinem Vater. Ich zückte meinen Zauberstab und machte mich bereit.


 

Die Kinder hatten Angst. Ich kam näher, immer mehr. Die beiden wollten gerade fliehen, als ich einen gezielten Schuss auf die Tür abgab und diese somit verriegelte. Pinkas rannte durch den ganzen Raum und ich verfolgte ihn. Wenn ich ihn in die Finger bekommen hätte... Aber dieser Bastard war mit Gegenständen auf mich! Ich schnappte ihn mir und versuchte, ihn mit in die Unterwelt zu reißen. Der Meister würde mir sicher verzeihen, wenn ich ihm einen Wächter brächte.


 

Doch Karo kam mir mit ihrem Amulett einmal mehr in die Quere. Sie schoss mir damit ins Gesicht. Ich konnte nichts mehr sehen. Anschließend schickte sie mich mit einem weiteren Schuss zurück in die Unterwelt.


 

Der Meister war erzürnt – nie wieder konnte er diesen Plan wiederholen, denn ein magischer Vertrag gilt ewig. Seine Wut bekam ich wieder einmal schmerzvoll zu spüren.


8) Perfekte Träume

Diesmal musste es hinhauen, diesmal durfte ich nicht versagen. Der Meister hatte mir den Auftrag gegeben, kleine Computerchips in die Wächter und deren Eltern einzupflanzen. Mit Hilfe meines Blasrohres gelang mir das auch auf Anhieb. Durch diese Chips konnte der Meister die größten Träume dieser Menschen auf den Computer in der Zentrale laden, um sie zu erfüllen. Würde jeder dieser größten Träume erfüllt, wären wir die Brut bald los. Das war der neue Plan des Meisters.


 

Als ich zurück in der Unterwelt war, sahen wir uns die Träume der einzelnen an. Ich programmierte den Computer. Julia, die Mutter von Leonie und Karo, träumte davon, einen historischen Krimi zu schreiben, der im Mittelalter spielen sollte. Leonie träumte davon, dass Julia und Sascha heiraten. Dies war dem Meister jedoch viel zu kitschig. Ihr zweitgrößter Traum, ein Hund, stellte keinerlei Probleme dar. Sascha träumte von einer Karriere als Trendforscher in den USA, in New York. Der größte Traum von Otti war es, an einem Konservatorium aufgenommen zu werden, um sein Klavier-Talent voll entfalten zu können. Pinkas dagegen wollte Modell werden.


 

Nun wollte der Meister Karos Traum auf dem Bildschirm sehen. Doch irgendetwas stimmte nicht. Das Programm ließ sich nicht auf den Rechner laden. Ich muss Karo mit dem Blasrohr verfehlt haben! Der Meister packte mich und machte mir unmissverständlich klar, dass ich diesen Fehler unverzüglich auszubügeln hatte. Ich machte mich sofort auf den Weg.


 

Vor Heddas Haus lauerte ich auf Karo. Ich verfolgte sie bis zur Scheune, doch ich konnte keinen guten Schusswinkel bekommen. Also musste ich mein Vorhaben abbrechen und auf die nächste Möglichkeit warten. Als Karo aus der Scheune trat, war mein Moment gekommen. Doch gerade, als ich schießen wollte, schnellte ein Ast herab und versperrte mir den Weg. Zu allem Übel kam noch dazu, dass Karo mich entdeckte! Der Meister würde mich zerstückeln, wenn er davon erfuhr!


 

Als ich wieder in der Unterwelt war, berichtete ich ihm von meinem Versagen. Ich versicherte meinem Meister, dass ich ein ausgezeichneter Schütze sei und dort oben etwas nicht mit rechten Dingen zu gehen konnte, sonst hätte ich schon längst getroffen. Der Meister wollte von all diesen Ausreden nichts hören. Er schickte mich erneut nach oben. Diesmal durfte ich nicht versagen!


 

Ich legte mich also erneut vor der Villa auf die Lauer. Karo kam gemeinsam mit Otti aus der Scheune gerannt. Da zielte ich, es war der perfekte Winkel, und schoss. Doch was war das!? Eine Schaufel flog durch die Schusslinie und wehrte den Chip ab. Das durfte nicht wahr sein! Wie konnte das passieren! Ich war ratlos...


 

Wenig später konnte ich aus sicherer Entfernung beobachten, wie Julia Lehnhoff und Sascha Sörensen die Villa an einen Interessenten verkauften. Sie nahmen die Anzahlung entgegen und wollten auf ihr neues Leben anstoßen. Also kehrte ich recht zufrieden in die Unterwelt zurück. Was machte es schon, dass Karos Traum fehlte, wenn der Plan geglückt war: die Wächter zogen aus, die Villa war verkauft! Der Meister würde zufrieden sein.


 

Als ich gerade zurück in der Unterwelt war, hörte ich plötzlich den Alarm und eilte in die Zentrale. Doch da war niemand. Der Meister berichtete mir später, dass Karo und ein Watz (ich weiß bis heute nicht, wie so ein Wesen aussieht) in die Unterwelt eingedrungen waren, um die Kontakte der Chips umzustecken. Dies führte dazu, dass die Chips abfielen und die Wächter sich noch vor dem endgültigen Abschluss des Kaufvertrages dazu entschlossen, ihren Träumen nicht nachzugeben und die Villa zu behalten.


 

Karo hatte des Meisters Plan durchkreuzt und dieser Watz hatte ihr dabei geholfen. Und all das, weil ich Karo nicht getroffen hatte...

 
 

9) Zanrelots Geheimnis

Der folgende Bericht beruht auf Erzählungen meines Meisters. Er erlebte dies als Kind, als er erst 10 Jahre alt war. Es geht darum, wie und warum er zu Zanrelot wurde, und zwar am 24.09.1537!


 

Der Meister war damals 10 Jahre alt und hatte noch eine unschuldige Seele. Zu dieser Zeit arbeitete er als Küchenjunge und Kellner bei dem hiesigen Wirt, einem äußerst harten und brutalen Mann. Er schlug und misshandelte Franz Olte, wie der Meister damals hieß, regelmäßig.


 

Am besagten Tag waren auch zwei merkwürdige Gestalten in der Wirtschaft. Sie passten aufgrund ihrer Kleidung und ihres Erscheinungsbildes ganz und gar nichts ins Mittelalter.


 

Franz Olte hatte die Aufgabe, die Gäste zu bedienen. Aber dem Wirt ging es nicht schnell genug und er packte den Jungen an den Haaren. Im selben Moment kam von draußen ein Mann herein, um den anderen mitzuteilen, dass Bürgermeister Wullenwever geköpft worden sei. Wullenwever war Franz Oltes Vater gewesen. Franz erschrak fürchterlich. Sein Vater war tot! Sofort stiegen Trauer, Wut und Hass in ihm auf. Dass der Wirt ihn einen Bastard nannte und ihn zu Boden warf, ließ diese Gefühle noch stärker in ihm aufkeimen. Seine Augen leuchteten grün...


 

Doch da mischte sich diese Fremde ein (erst viel später erzählte mir der Meister, dass es sich dabei um Julia Lehnhoff gehandelt hatte, die zufällig ins Mittelalter geraten war, weil die Wächter zwei Zaubertränke vertauscht hatten). Sie ging zu ihm hin, half ihm auf die Beine und versuchte, ihn zu schützen. Gerade, als der Wirt auf Julia los gehen wollte, mischte sich auch noch der fremde Mann (es war Sascha Sörensen) ein, doch dieser wurde sofort KO geschlagen. Gleich darauf brach eine Massenprügelei aus.


 

Der Meister und Julia Lehnhoff versteckten sich unter den Tischen. Dort erzählte er ihr von seinem Leben: Er sagte, er würde die Lübecker und den Herzog von Braunschweig hassen, weil diese seinen Vater, den Bürgermeister, umgebracht hätten. Sein Vater war der einzige gewesen, der sich um ihn gekümmert hatte, nachdem seine Mutter (die nur die Magd des Vaters gewesen war) an der Pest gestorben war. Er hatte ihm gesagt, er sei etwas besonderes, weil er klüger sei als die anderen und weil er manchmal etwas Komisches in sich spürte.


 

So schüttete der junge, ahnungslose Franz Olte der Mutter der Wächter sein Herz aus. Diese war natürlich äußerst verwirrt, war sie doch selbst durch einen Zufall ins Mittelalter geraten und wusste noch nicht einmal, wo sie sich befand. Umso seltsamer kam es ihr vor, als ihre Uhr als aktuelles Jahr 1537 anzeigte.


 

Doch im selben Augenblick hatte der Wirt Franz Olte entdeckt. Er zog ihn an den Haaren unter dem Tisch hervor, daraufhin schnappte er sich Julia Lehnhoff. Doch diese wehrte sich und schlug den Wirt ins Gesicht. Als dieser die Frau gerade wegbringen wollte, tauchte wie aus dem Nichts ein Junge auf (es war Otti, wie der Meister mir erst vor kurzem verriet). Die Menschen im Wirtshaus erschraken fürchterlich. Julia und Otti halfen Sascha auf die Beine, der gerade wieder zu sich gekommen war und wollten gerade fliehen, als die Bürger sich gefangen hatten und sie festhielten.


 

Sie wollten die drei gerade wegbringen, plötzlich ein schwarz gekleideter Abt ins Wirtshaus trat. Der Wirt erklärte ihm die Lage, er redete von Spuk und Zauberei. Der „schwarze Abt“ vermutete offensichtlich schwarze Magie. Otti holte zwei Flaschen mit dem Rückholzaubertrank hervor und gab sie Julia und Sascha, doch die Lübecker nahmen sie ihnen ab und übergaben sie dem Abt.


 

Doch da geschah es: Franz Olte stieg auf einen Tisch und rief den Menschen zu, sie sollten ihre Gesichter bedecken, es käme die Pest. Damals hatten die Menschen wahnsinnige Angst davor, deshalb brach sogleich Panik aus. Franz konnte sich durch die Menschenmenge schlängeln und die vier zukünftigen Feinde (was er noch nicht wissen konnte) durch einen geheimen Gang sicher nach draußen geleiten. Otti hatte sich inzwischen die Fläschchen mit dem Trank wiedergeholt.


 

Draußen angekommen übergab Otti den Trank an Julia und Sascha. Die beiden tranken ihn und verpufften - zur Verwunderung von Franz Olte. Er übergab Otti ein Lederstück, in das er seinen Namen eingeritzt hatte. Kurz darauf verschwand dieser auf die gleiche Weise wie die beiden anderen.


 

Franz Olte schaute erschrocken auf den Boden, denn dort näherte sich etwas, das aussah wie eine Schlange aus Rauch, die sich anschließend in den Schwarzen Abt verwandelte. Dieser beruhigte den ängstlichen Jungen. Mehr noch, er machte ihm sogar ein Angebot: Franz konnte den Tod seines Vater rächen, er konnte die Lübecker bestrafen. Von nun an war der Schwarze Abt sein Lehrer, der ihn in die Geheimnisse der schwarzen Magie einwies. Franz Olte wurde zu Zanrelot und es dauerte nicht lange, bis er das erste Mal zuschlug.


 

10) Fluch der Schönheit

Nicht lange, nachdem der Plan, das Rathaus zu übernehmen, gescheitert war, weihte mich der Meister in seine neueste Strategie ein. Er wollte den Bürgern von Lübeck ihre Erinnerungen stehlen - und zwar für immer. Mit jeder neuen gesammelten Erinnerung würde er immuner gegen Glück, Liebe und Harmonie werden. So konnte es nicht lange dauern, bis er an die Oberfläche gelangte.
 
Also setzten wir seinen Plan in die Tat um. Der Meister suchte sich eine Beauty-Stylistin aus, verzauberte sie, stahl ihr ihre schönen Erinnerungen und schickte sie mit dem Auftrag nach Oben, möglichst viele Erinnerungen in kürzester Zeit auf Band aufzuzeichnen.


 

Die Stylistin machte sich an die Arbeit. Ihre erste Kundin war die Lehrerin von Pinkas - Frau Tremke. Jede Behandlung war natürlich kostenfrei, der Preis waren die Erinnerungen. Damit schlug der Meister zwei Fliegen mit einer Klappe: er konnte immun gegen alles Schöne und Gute werden, und gleichzeitig verschwand dies fast vollständig aus der Stadt.


 

Der Meister benötigte meine Hilfe bei der Infusion der Erinnerungen. So rief er mich also zu sich. Er scannte seine Macht mit dem Macht-O-Meter, es zeigte satte 80% an. Madame Tourat hatte also Erfolg.


 

Ich brachte dem Meister sein spezielles Getränk. Während er trank, machte ich mir schon Gedanken über die Zukunft - dass der Meister bald immun sein würde gegen alles Gute und Schöne. Nebenbei bereitete ich die nächste Infusion vor. Und dann ging es weiter, die nächste Patientin - die nächsten Erinnerungen. Wir sahen uns schon als Herrscher Lübecks, doch da wussten wir noch nicht, dass die Wächter schon auf den Plan aufmerksam geworden waren.


 

Am selben Abend kam ein Mädchen zu Madame Tourat. Sie erzählte von ihrer Mutter. Dem Meister wurde beinahe übel bei all den schönen Erinnerungen. Aber ich konnte ihn davon überzeugen, weiterzumachen. Je mehr Infusionen er innehatte, umso weniger konnte ihm das Gute und Schöne anhaben. Der Meister machte sich jedoch Sorgen, ob er die Infusionen ertragen könnte. Aber ich erinnerte ihn an die Macht, die auf ihn wartete.


 

Doch ich machte wieder einmal einen Fehler. Ich legte meine Hand auf des Meisters Schulter und sagte, Lübeck würde dann UNS gehören. Der Meister gab mir schnell zu verstehen, dass er kein uns geben würde. Er würde allein seine Stadt sein. Ich war gekränkt, aber eher hätte ich mir die Zunge abgebissen, als dem Meister zu widersprechen. Schließlich hatte er mir nur meinen Platz aufgezeigt, wieder einmal...


 

Am nächsten Abend wartete der Meister vor dem Bildschirm in der Unterwelt auf die nächste Patientin von Madame Tourat. Es war eine Wächterin, Karo. Der Meister rief nach mir und ich eilte sofort zu ihm, um ihm die Infusion anzulegen. Würde eine Wächterin ihre Erinnerungen für immer verlieren, hätte nichts und niemand mehr jemals den Meister aufhalten können.


 

Während Karo ihre schönen Erinnerungen für immer los wurde, ging ich hinaus und lies den Meister allein. Folgendes berichtete er mich einige Zeit später:


 

Es klingelte plötzlich an der Tür der Stylistin. Hinter einem Vorhang kam Pinkas zum Vorschein. Er wollte Karo davon überzeugen, dass es falsch war, sich von Madame Tourat behandeln zu lassen. Diese stand vor dem Spiegel, also hatte der Meister die Möglichkeit, ihr zu zeigen, wie sie aussehen könnte. Aber Pinkas sagte ihr, sie sei wunderschön, woraufhin der Meister wütend wurde und ihr durch den Spiegel zurief, sie sei hässlich wie die Nacht. Da platzte Otti in den Raum, gemeinsam mit Madame Tourat. Dieser Wurm schaffte es, die Stylistin an ihre Tochter zu erinnern. Das war das Ende! Des Meisters Bann löste sich, ihre Erinnerungen kehrten zurück und der Plan war gestorben.


 

Der Meister regte sich fürchterlich auf. Er warf den Infusionsständer um und ließ seiner Wut freien Lauf. Im Behandlungszimmer von Madame Tourat brach ein Sturm aus, einfach alles flog von den Wänden und Regale kippten um, der Spiegel zerbrach.


 

Ich hörte den Meister rufen, also eilte ich so schnell es ging zu ihm. Ich sah den umgeworfenen Infusionsständer und wusste nicht, was geschehen war, also fragte ich den Meister danach. Doch dieser wollte nur wissen, wo ich gewesen war. Ich? - Nun ja, ich... ich musste mal...


 

11) Kampf der alten Wächter

Diesmal hatte sich der Meister einen Plan ausgedacht, der nicht schief gehen konnte. Jedenfalls dachten wird das.


 

Das erste, was ich zu tun hatte war, einen Fingerknochen von der toten Hedda zu besorgen. Also machte ich mich eines Nachts auf den Weg zum Friedhof, schaufelte das Grab auf, durchbrach den Sarg und holte mir das Skelett-Stück. Ich musste vorsichtig sein, um nicht gesehen oder gehört zu werden.


 

Den Finger brachte ich zum Meister. Dieser lobte mich und fragte nach dem Zaubertrank, den ich selbstverständlich schon vorbereitet hatte. Es war ein uralter Zauber, den der Meister da ausgegraben hatte. Er wollte mit Hilfe des Fingers und des Trankes Hedda zu seiner Sklavin machen. Gelang der Zauber, würde sie ihm gehorchen, egal wobei. Es war perfekt.


 

Der Meister trat also zu dem Trank, legte den Finger in die Mitte zu einem Bild und einem Taschentuch der alten Tante und fügte zwei Tropfen seines Blutes hinzu. Anschließend sprach er die Zauberformel. Daraufhin nahm er einen Schluck seines Getränks und spuckte es hinein. Sogleich erschien die schlafende Hedda Sörensen in einer Rauchwolke über uns. Der Meister weckte sie und testete den Zauber. Er befahl Hedda, sich zu drehen, zu tanzen und schließlich sogar, sich in der Nase zu bohren. Dies fand ich dermaßen amüsant, dass ich ihr befehlen wollte, den Nasenpopel zu essen. Ich war sehr belustigt, doch der Meister hatte keinen Sinn für solche kindischen Spielereien, das gab er mich zu verstehen und deshalb schwieg ich lieber wieder.


 

Der Meiser befahl Hedda, ihm die Wächter zu bringen. Und sie machte sich an die Arbeit. Mir sagte er, ich solle mich in der Nähe der Schleuse bereit halten, um die Kinder abzufangen.


 

Der erste, der uns auf den Leim ging, war Otti, der Schlauberger. Ich überraschte ihn und die Zanreloten brachten ihn fort ins Verließ. Aber zuvor nahm ich diesem Wurm noch seinen magischen Löser, die Sonnenbrille, ab. Anschließend legte ich mich wieder auf die Lauer.


 

Karo war die nächste, die Heddas Ruf folgte. Ich tauchte vor ihr auf und sie erschrak fürchterlich. Es war mir ein riesen Vergnügen, ihr das Amulett, mit dem sie mich so oft geärgert hatte, abzunehmen. Daraufhin beförderte ich sie eigenhändig ins Verlies.


 

Pinkas war der dritte im Bunde. Auch seinen Laser nahm ich an mich. Ich besuchte die Wächter im Verlies - das war ein Anblick. Ich machte den Kindern Angst, wedelte ihnen mit den Lösern vor der Nase herum und begann, ein Lied zu singen. Ich verspottete diese Brut.


 

Der Meister sah sich die Angst der Wächter vom Bildschirm aus an. Sie riefen nach Hilfe, aussichtslos in einem Raum ohne Fenster und Türen...


 

Hedda war inzwischen auf dem Weg zu Leonie, der jüngsten Wächterin. Das dürfte kein Problem sein.


 

Doch plötzlich erschien Hedda zusammen mit einem Fremden in der Rauchwolke. Er hielt sie fest und versuchte, sie aus dem Bann zu holen. Der Meister rief mir zu, ich sollte etwas tun - aber was!?! Ich versuchte, mit meinem Zauberstab auf die Wolke zu schießen, doch der Fremde wehrte den Strahl ab. Er meinte, der Meister würde niemals die Macht über Lübeck gewinnen. Ich versuchte noch einmal, mit dem Zauberstab auf ihn zu feuern, doch es gelang erneut nicht. Der Meister nannte mich einen Idioten und erklärte mir, dass man die Geister auf diese Art nicht aufhalten könnte. Er befahl mir, den Trank zu holen.


 

Daraufhin wiederholte er seinen Zauber über Hedda. Er weckte sie erneut und gewann so neue Macht über sie. Er befahl ihr, den Fremden zu vernichten, woraufhin sie auf ihn los ging. Der Meister wollte Hedda noch kräftiger machen, deshalb nahm er wieder einen Schluck des Trankes in den Mund.


 

Doch da kam Leonie angerannt und stieß ihm in den Bauch, sodass er den Trank ausspucken musste. Der Fremde rief ihr zu, sie müsse den Finger aus der Schale nehmen. Als ich das hörte, rannte ich zu ihr, um sie zu schnappen und schaffte es auch. Ich hielt sie mit dem Kopf nach unten dem Meister entgegen und dieser befahl mir, sie zu den anderen ins Verlies zu stecken. Als ich mit ihr dort ankam, nannte mich Karo ein „Mistschwein“ - wie süß. Diese Göre hatte doch mehr Energie, als ich dachte. Ich nahm Leonies Handschuh, wünschte den Wächtern ein schönes Leben im Verlies und machte mich auf den Rückweg zur Zentrale. Die magischen Löser der Kinder testete ich währenddessen. Doch, weil von diesem Kinderkram nichts zu funktionieren schien, war ich alles in den Mül