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Matreus
Mein Leben

Mein Leben



1) Das Vermächtnis

Hedda war tot.
Endlich stand dem Plan des Meisters, Lübeck zu erobern, nichts mehr im Weg. Auf der Suche nach dem "magischen Buch" ging ich in Heddas Haus. Dort konnte ich Jonathan von den neuen Wächtern sprechen hören - Kinder, ha. Von meinem Meister bekam ich den Auftrag, das Buch so schnell wie möglich herbeizuschaffen, denn ohne es wären die Wächter machtlos.
 
Am nächsten Tag folgte ich den Kindern Otti, Pinkas, Karo und Leonie zur Testamentseröffnung. Zu meiner Überraschung nahmen die Mutter der Mädchen und der Vater der Jungen Heddas Testament an, was dazu führte, dass der gesamte Klan in deren Villa einzog. Das magische Buch bekamen die Kinder.
 
Ich beschloss, das Buch an mich zu nehmen, bevor die Kinder von ihrer Berufung zu Wächtern erfuhren. Während des Umzugs griff ich das magische Buch und rannte los. Die Kinder verfolgten mich. Aber ich verschwand in die Unterwelt. Leider musste ich das magische Buch zuvor fallen lassen, es hatte schon zu viel Energie. Also kam ich nocheinmal zurück.
 
Als ich es gerade aufheben wollte, tauchte Jonathan auf, dieser Verräter. Er rief den Kindern zu, sie sollten sich an den Händen fassen, doch mir gelang es noch rechtzeitig, einen gezielten Schuß auf Leonie abzugeben. Kurz darauf bündelte diese Brut seine Kraft und als ich das Buch greifen wollte, war es durch die Wächter vor schwarzer Magie geschützt. Meine Hände brannten wie Feuer - diese Bastarde!
 
Ich musste meinen Plan abbrechen und ohne das Buch in die Unterwelt zurückkehren. Der Meister war entrüstet und drohte mir grausame Strafen an, sollte ich es nicht bald schaffen, ihm das magische Buch zu bringen.
 
Am Abend des selben Tages versuchte ich abermals mein Glück. Leider fiel bei meiner Ankunft der Strom für kurze Zeit aus, sodass die Kinder schnell darauf aufmerksam wurden, dass etwas nicht stimmte. Ich fand das Buch im 2.Stock er Villa, schnappte es und rannte die Treppen hinunter. Dabei stieß ich mit den Kindern zusammen. Aber ich konnte mich schnell genug in die Unterwelt zaubern. Auf dem Weg zum Meister blätterte ich etwas darin. Dabei fiel mir auf, dass es nicht ganz vollständig war. Dies berichtete ich selbstverständlich auch dem Meister.
 
Ich versicherte ihm, die zweite Hälfte des Buches schnellstmöglich herbeizuschaffen. Dabei legte ich meine Hand auf des Meisters Schulter, begriff jedoch sofort, dass er dies nicht dulden würde. Also zog ich meine Hand ruckartig weg, wer weiß, was mir andernfalls geblüht hätte. Der Meister schwärmte davon, Lübeck zu erobern, sobald er das ganze Buch hätte. Daraufhin begannen wir, die Machtübernahme vorzubereiten.
 
Wenig später hörte ich den Alarm und schon kamen Zanreloten, um mir zu berichten, dass ein Kind in der Unterwelt sei und das Buch mitgenommen habe. Ich eilte also zur Schleuse. Als ich dort ankam und die Tür geöffnet wurde, war Pinkas mit dem Buch schon verschwunden. Der Meister war außer sich vor Wut. Diese verflixte Brut...



 

2) Im Reich Zanrelots

Das magische Buch zu stehlen und somit die Wächter unschädlich zu machen, hatte nicht funktioniert. Also plante der Meister weiter, die alte Hansestadt Lübeck in seinen Besitz zu nehmen.
 
Er seine aktuelle Macht zu messen, legte er seine Hand auf das Machtometer. Dies zeigte jedoch lediglich 24% an. Er ließ mich riefen und berichtete mir vorwurfsvoll davon. Auf meinen Scherz, diese Prozentzahl würde reichen, um wenigstens mit einem Arm an die Oberfläche zu gelangen, reagierte der Meister zunächst erzürnt – doch im nächsten Augenblick schien sich aus diesem Scherz ein neuer Plan zu entwickeln.
 
Der Meister wollte die Krone der Macht, die einst dem Herzog von Braunschweig gehörte, aus einer Kirche in Lübeck holen - und dafür war nur ein Arm nötig…
 
Aber dieser Otti war zufällig ebenfalls dort. Es war sein erster Schultag in der neuen Stadt. Mit seiner magischen Brille konnte er des Meisters Arm sehen und versuchte, ihn aufzuhalten. Doch der Meister würgte diesen Wurm und dessen Lehrerin, die des Meisters nicht Arm nicht sehen konnte, zog ihn mit sich. So schaffte es der Meister also, die Krone an sich zu nehmen und ich verstaute sie in der Halle der Ängste. Endlich stand ihm der Weg nach Lübeck frei - wir mussten lediglich noch das Haus der Wächter zerstören.
 
Wir beobachteten also die Wächter über unsere Überwachungskameras. Ich dachte schon, sie würden schlafen. Doch plötzlich, ich war gerade mit der Planung der Hausvernichtung beschäftigt, tauchte der Meister in Form eines grünen Geistes auf und teilte mir mit, dass die Wächter auf den Bildschirmen nicht mehr zu sehen seien.
 
Im selben Moment nahmen wir einen äußerst sonderbaren Geruch wahr - erst viel später erfuhren wir, dass es sich dabei um die Allergiecreme von Pinkas handelte. Diesem Gestank brauchte ich nur nachzugehen, um die Brut zu finden. Mein Weg führte mich in eine der vielen Kammern der Unterwelt. Ich vermutete die Wächter in einer Kiste, also feuerte ich mit meinem Zauberstab los. Doch das erschrockene Gekreische der Kinder kam aus einer anderen Truhe. Ich ließ mir von den Zanreloten ein Schwert zuwerfen und wollte es gerade mitten in die Kiste stoßen, als sich der Deckel öffnete und die Kinder sich ergaben. Ich schnappte mir die beiden – Pinkas und Karo – und brachte sie persönlich zum Meister. Ich war mir sicher, dass dieser hochzufrieden mit mir sein würde. Und das war er auch.
 
Er begrüßte die beiden. Doch Pinkas, dieser Angeber, wollte den Helden spielen. Das hätte er nicht tun sollen. Der Meister zögerte keine Sekunde und vereiste ihn.
 
Nachdem der Meister Karo das Angebot gemacht hatte, ihre Mutter zu verschonen, wenn sie ihm den Aufenthaltsort der anderen Wächter verriet, wollte diese auf ihn los gehen. Diese Würmer dachten wirklich, sie könnten gegen Zanrelot, den Herrscher der Finsternis, bestehen. Der Meister fackelte auch diesmal nicht lange, hob seinen Arm und vereiste Karo ebenfalls.
 
Anschließend widmete er sich wieder den Plänen zur Zerstörung des Wächterhauses zu, nicht, ohne den Kindern vorher noch klar zu machen, dass sie bald komplett gefroren sein würden.
 
Plötzlich schreckte ich hoch – Alarm! Ich sah die Wächter gerade noch in der Schleuse verschwinden, dann waren sie auch schon weg – mit der Krone.
 
Des Meisters Plan wurde wieder durchkreuzt. Und einer musste dafür die Verantwortung tragen – ich…

 

3) Der gestohlene Mond

Eine Weile, nachdem sich der Meister wieder beruhigt hatte, teilte er mir seinen neuen Plan mit. Dieser war so genial, dass eigentlich nichts schief gehen konnte. Er wollte mit Hilfe des Mondes den Himmel für immer verfinstern und sich so der Stadt bemächtigen.
 
Also begann er mit der Arbeit. Zuerst schuf er mit Hilfe eines komplizierten Zaubers einen grünen Mond. Diesen übergab er mir, mit dem Auftrag, das Licht aus Lübeck für immer verschwinden zu lassen. Am kommenden Tag, dem Tag der Sonnenfinsternis, war es endlich soweit.
 
Ich drang in die Sternwarte ein, öffnete das Dach, stellte das Periskop ein, tauschte den Mond im Modell des Sonnensystems gegen den des Meisters aus und aktivierte diesen mit Hilfe meines Zauberstabs.
 
Keine Sekunde später färbte sich der Mond am Himmel grün und der Himmel über Lübeck war ebenfalls in ein zanrelotisches Grün getaucht. Der Meister war zufrieden mit mir, also trat ich fröhlich und gut gelaunt mit einem Lied auf den Lippen aus der Sternwarte.
 
Doch wen sah ich dort? Nein, oder doch? Tatsächlich, es war Jonathan! Er fragte mich, was wir gemacht hätten. Ich hielt ihn zum Narren und wollte ihm das Prinzip der Sonnenfinsternis näher bringen. Jonathan hatte natürlich erkannt, welches Licht da am Himmel schien – zanrelotisches Grün, das kannte er nur zu gut. Ich erklärte ihm, wie glücklich mein Meister nun sei, doch da traf er mich mitten ins Herz. Er erinnerte mich an früher, unsere Kindheit – mein, nein, UNSER glückliches Leben. Doch davon wollte und konnte ich nichts hören. Ich wiegelte ab, wie ich es bei diesem Thema immer tat.
 
Während der gesamten Unterhaltung warf ich den echten Mond aus dem Modell immer wieder in die Luft, um ihn anschließen aufzufangen. Doch da passierte es: Jonathan schnappte nach dem Mond und wollte ihn nicht zurückgeben. Ich bedrohte ihn mit meinem Zauberstab, doch er traute mir nicht zu, dass ich diesen gegen ihn verwenden würde – schließlich waren wir eins wie Brüder gewesen. Doch ein wir durfte und konnte es nicht mehr geben! Ich machte kurzen Prozess und zauberte Jonathan in eine Silberstarre. Mit den Worten, noch am selben Abend mit dem Meister in Lübeck einzuziehen, ließ ich ihn allein vor der Sternwarte stehen – mit dem echten Mond in seiner versilberten Hand.
 
Der Meister war äußerst zufrieden mit den Auswirkungen seiner veränderten Sonnenfinsternis. Er sah über seinen Monitor Hass, Streit und Angst. Eine größere Freude konnte man ihm nicht bereiten. Er scannte am Machtometer seine Macht – 85%. Es konnte also nicht mehr lange dauern, bis er an die Oberfläche treten und seine Herrschaft beginnen könnte.
 
Nach ungefähr einer Stunde scannte der Meister erneut seine Macht – es waren immer noch 85%, sie stieg nicht mehr! Was hatte das zu bedeuten? Ein Blick in die Sternwarte genügte und wir wussten es: die Wächter waren da. Sie standen am Planetenmodell und rätselten über die Vereitlung unseres Plans. Der Meister schien nicht sehr beunruhigt zu sein. Er merkte lediglich an, dass sie dafür den echten Mond benötigten, den jedoch wir hätten. DER MOND – verdammt! Ich wurde äußerst unruhig und Angstschweiß lief mir über den Rücken. Ich hatte den Mond bei Jonathan gelassen.
 
Ich ahnte schlimmes – und so kam es auch. Der Meister befahl mir, ihm den Mond zu bringen. Mit der Ausrede, er befände sich an einem sicheren Ort, verschaffte ich mir Zeit. Ich eilte los, zauberte mich nach oben und fuhr zur Sternwarte – doch Jonathan war verschwunden. Die Wächter mussten ihn gefunden und weggebracht haben. Er konnte nur in Heddas Villa sein.
 
Und da war er auch. Zu meinem Glück hatten ihn die Wächter nicht in die Scheune gebracht, denn dort konnte ich nicht hin. Er war in Pinkas Zimmer. Jonathan erklärte gerade Karo und Leonie des Meisters Plan, als ich das Zimmer – natürlich durch die Wand – betrat. Ich forderte die Herausgabe des Mondes, doch Jonathan, der immer noch halb in der Silberstarre steckte, schnipste ihn Leonie zu. Es dürfte kein großes Problem darstellen, diesem kleinen Kind das gute Stück wegzunehmen, dachte ich. Doch diese Kröte begann, mit einem Wesen namens „Kasimir“ zu sprechen. Ich sah mich verwirrt um, doch da war niemand. Sie musste verrückt geworden sein!
 
Leonie bat dieses unsichtbare Nichts, den Mond zu den Jungs zu bringen und war diesen direkt in meine Richtung. Ich wollte ihn gerade fangen, als er plötzlich wie von Geisterhand vor mir in der Luft stehen blieb. Ich griff nach ihm, doch er bewegte sich so, dass ich ihn nicht fassen konnte. Und auf einmal begann er, sich in Richtung Tür zu bewegen und war verschwunden.
 
Als ich ihm nacheilen wollte, schnappte sich Karo einen Tennisschläger und schlug mir damit ins Gesicht.
 
Das Nächste, woran ich mich erinnere ist, dass ich in der Unterwelt erwachte. Die Wächter tauschten den Mond aus und der Himmel wurde wieder hell. Des Meisters Plan war wieder einmal vereitelt.

 
Dieser war dermaßen enttäuscht, dass er glatt vergaß, mich für mein Versagen zu bestrafen.

 


4) Gefährliches Spiel

Der Meister hatte sich etwas Neues ausgedacht. Aber dafür ließ er sich sterbliche kommen – sterbliche betraten mit seiner Erlaubnis die Unterwelt und sollten ihm bei der Übernahme Lübecks helfen... Ich war sehr misstrauisch, denn mit sterblichen hatte ich schon zu viel erlebt. Sie brachten nur Ärger und Scherereien. Was hatte sich der Meister dabei nur gedacht! Ich äußerte mein ungutes Gefühl jedoch nur zaghaft, denn ich wollte ihn nicht verärgern. Aber der Meister wollte von meinen Bedenken nichts wissen.
 
Der Mensch, dieser Hallmer, hatte ein Computerspiel für Kinder entwickelt, bei dem der Verlierer immer älter würde. Der Meister war begeistert von der Idee, in ein menschenleeres Lübeck einzuziehen. Er finanzierte für Hallmer das Spiel „Remenage“, das auch sofort – natürlich kostenlos – an die Kinder der Stadt verteilt wurde. Diese rissen ihm das Spiel förmlich aus den Händen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis alle Kinder altern würden.
 
Ein paar Stunden später betrat ich die Zentrale, um nach dem Rechten zu sehen. Der Meister war nicht da – das Machtometer unbesetzt. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und wollte gerade meine Hand darauf legen, als plötzlich der Meister kam und mich beinahe dabei ertappte. Ich hatte wirklich großes Glück, dass er es nicht gesehen hatte. Also berichtete ich ihm davon, dass sein Plan zu funktionieren schien und alles gut aussähe.
 
Der Meister scannte seine Macht, sie lag bereits bei 85%. Er lobte diesen Menschen – Hallmer. Das versetzte mir einen Stich ins Herz, denn sollte jetzt ein Sterblicher meine Arbeit tun? Aber andererseits war ich immer noch erleichtert darüber, dass der Meister mich zuvor nicht ertappt hatte.
 
Ein wenig später betrachtete sich der Meister die „Börsenkurse des Bösen“. Er war hochzufrieden, wie das Böse in die Höhe schnellte. Doch plötzlich ertönte Alarm. Er kam von Hallmers Rechner. Ich eilte in die Zentrale und sah auf dem Bildschirm nach. Da waren sie – die Würmer, diese Wächterbrut. Sie machten sich am Quellcode zu schaffen. Das mussten wir verhindern!
 
Der Meister befahl mir, Hallmer sofort in das Büro zu schicken, um die Kinder aufzuhalten. Natürlich gehorchte ich sofort.
 
Hallmer eilte also zum Büro und schnappte sich Otti, der gerade dabei war, den Quellcode zu knacken. Pinkas stürzte sich auf Hallmers Rücken, fiel jedoch wieder herunter. Karo feuerte einen Schuss mit ihrem Amulett ab und traf Hallmer. Dieser konnte für den Bruchteil einer Sekunde nichts sehen und so hatte Pinkas die Möglichkeit, die Enter-Taste zu drücken und somit Ottis geänderten Quellcode zu aktivieren. Das Spiel verlor seine magische Wirkung und alle Kinder, die zuvor gealtert waren, verwandelten sich zurück.
 
Der Meister war außer sich und vernichtete den Versager mit einem gezielten Schuss aus dem Computer. Daraufhin scannte er seine Macht – nur noch 49%. Ich wusste von Anfang an, dass der Plan zum Scheitern verurteilt war. Dies deutete ich vorsichtig an, doch der Meister brachte mich schnell zum Schweigen.

   

 

5) Stadt ohne Lachen

Der Meister musste sich einen Plan überlegen, um Lübeck zu erobern. Es musste einen Weg geben, nach Oben zu gelangen. Der Meister dachte lange und intensiv darüber nach. Er sah sich die Stadt über seine Monitore an: überall Glück, Liebe, Lachen… Lachen - ja, genau das war die Lösung - das Lachen!
 
Der Meister wusste, dass sich die Lübecker sicher fühlten, nach vielen Jahren ohne Bedrohung. Es war genau die richtige Zeit, um zuzuschlagen. Der Meister wollte den Bürgern der Stadt das Lachen nehmen. Er sog es ins sich auf - denn mit seinem Lachen konnte er die Erde beben lassen.
 
Schon beim ersten Versuch neigte sich der Turm der Marienkirche ein ganzes Stück. Das Lachen muss grauenvoll geschmeckt haben, aber der Erfolg sprach für sich. Nur noch einige Lachen mehr – und die Häuser der Stadt würden einstürzen.
 
Wie wir das Lachen überhaupt bekamen? Ganz einfach: wir engagierten eine Reporterin. Dieser gaben wir eine verzauberte Kamera und bei jedem Foto wurden die Lachen eingesogen - und verschwanden von den Gesichtern der Menschen. Wir bekamen sogar das Lachen des Bürgermeisters. Doch es reichte noch immer nicht zu einem zerstörenden Beben. Wir brauchten mehr.
 
Als die Reporterin Luchs mir eine neue Lieferung brachte, teilte ich ihr dies mit. Sie versprach, vom 500sten Lübecker Ziegenrennen so viele Lachen wie möglich zu besorgen. Ich sah es schon direkt vor mir: der Meister und ich ziehen in die Stadt ohne Lachen ein.
 
Der Meister kam, um vom aktuellen Stand der Dinge zu erfahren. Alles lief hervorragend. Er war hochzufrieden mit mir.
 
Ich saß also am Monitor und wartete auf die Lieferung von Luchs. Doch was ich zu sehen bekam, ließ meine Laune in den Keller sinken. Luchs war verschwunden, nicht mehr aufzufinden! Stattdessen waren da Wächter - Karo und Leonie. Sie hatten den Schutzschild deaktiviert und das Gefäß mit den Lachen gestohlen. Ich musste sofort nach Oben!
 
Den Deckel des Gefäßes konnten sie nicht öffnen, das war meine Chance. Ich nahm die Verfolgung der Mädchen auf, wir rannten bis hinunter zum Platz des Ziegenrennens. Dort stießen Pinkas und Otti zu den Mädchen. Die Wächter bündelten ihre Kräfte! Das Gefäß öffnete sich und alle Lachen waren für den Meister und mich verloren!
 
Die Wächter konnten mich mit Hilfe ihrer Zauberformel in die Unterwelt zurück schicken. So musste ich unverrichteter Dinge vor den Meister treten. Ich hatte alles versucht, doch es war wieder einmal nicht genug gewesen.

 

 

6) Magisch gefangen

Jonathan, dieser Verräter, hatte den Wächtern Koordinaten geschickt, mit denen diese in der Zwischenwelt ein Dokument finden könnten, in welchem eine Anleitung zur endgültigen Vernichtung Zanrelots zu finden war. Natürlich wusste mein Meister von der Existenz dieses Dokuments, aber wir konnten die Zwischenwelt nicht betreten - dort würde unsere Magie nicht wirken.
 
Der Eingang zur Zwischenwelt befand sich mitten in der Schule der Wächter. Seit 1634 hatte keiner mehr versucht, dieses Dokument zu finden. Damals war es Jonathan gewesen, der seinen eigenen Vater vernichten wollte.
 
Nun mussten wir handeln, die Wächter irgendwie aufhalten. Aber die waren zäh, das wusste ich. Der Meister war hingegen ziemlich naiv. Er dachte, die „Spezialisten“ aus der Zwischenwelt könnten etwas gegen die Wächter ausrichten.
 
Die Wächter waren sehr ängstlich. Doch der Meister unterschätzte sie. Er dachte, der Gorilla Gora würde sie vernichten. Ich wusste gleich, dass das nicht funktionieren würde.
 
Immerhin, die Wächter flohen vor dem Monster in verschiedene Gänge. So waren Pinkas und Leonie auf der einen Seite, Karo und Otti auf der anderen. Das war schon ein guter Anfang. Der Meister befahl mir, Zeros – den Geisterhund – herauszulassen und die Greifer zu wecken. Die Greifer, was für eine Idee, wenn ich die Wächter bisher nicht schnappen konnte, wie sollten es dann die Greifer schaffen. Aber der Meister duldete keinen Widerspruch. Also tat ich, was er befohlen hatte.
 
Zeros fand Pinkas und Leonie und jagte die beiden durch die halbe Zwischenwelt, bis die Kinder ein großes Gitter hinter sich schlossen. Der Meister sah dem Treiben belustigt zu.
 
Die Greifer versuchten unterdessen, sich Otti und Karo zu schnappen. Doch als sie die beiden schon fast mit sich gezogen hatten, biss Karo zu – fast wie ein Hund. So hatten also die Greifer versagt.
 
Zeros war mittlerweile eingeschlafen, nachdem die Kinder ihm ein Weihnachtslied vorgesungen hatten. Ein Geisterhund steht auf Weihnachtslieder, es war nicht zu fassen!
 
Kurze Zeit später fanden sich die Kinder in der Zwischenwelt wieder. Ich merkte kurz an, sie seien noch am Leben. Dem Meister gefiel der Spott in meiner Stimme ganz und gar nicht und so schüttete er mir kurzerhand sein Getränk ins Gesicht. Ich begriff sofort, dass ich nun lieber still sein sollte.
 
Der Meister erklärte mir, dass er nun abwarten wolle, bis die Wächter das Dokument gefunden hatten, um es ihnen anschließend abzunehmen, damit es nie wieder jemand in die Finger kriegen konnte. Ich sollte den Schleicher los schicken. Ich hatte meine Einwände, doch die behielt ich diesmal lieber für mich.
 
Die Wächter hatten inzwischen den Weg in die Bibliothek und sogar die Anleitung zur endgültigen Vernichtung Zanrelots gefunden. Der Schleicher begann seine Arbeit, als Otti gerade die Anleitung vorlas. Die Wächter versuchten zu fliehen, doch der Schleicher konnte ihnen die Anleitung entreißen. Danach kappte Pinkas mit Hilfe seines Lasers die Halterung des Kronleuchters, unter dem der Schleicher stand, so dass dieser in Flammen aufging – und mit ihm das Dokument!
 
Der Meister regte sich wahnsinnig darüber auf, dass die Wesen der Zwischenwelt die Wächter nicht vernichtet hatten, doch ich konnte ihn beruhigen. Als der Meister dies erkannte, begann er sofort, an einem neuen Plan zu arbeiten. Es wurde Zeit, Lübeck endlich zu SEINER Stadt zu machen.


7) Die verkaufte Stadt

Es war der beste Plan, den mein Meister je geschmiedet hatte. Er konnte Lübeck in seinen Besitz nehmen – und zwar schon bald.
 
Anfangs zweifelte ich etwas daran, mit einem Popstar zu arbeiten. Deshalb kontrollierte ich diesen Collin Spider ständig, hängte mich an seine Fersen.
 
Des Meisters Plan war simpel: Er verschaffte Collin Spider ein paar Nummer 1 Hits und dafür sollte dieser das alte Rathaus aus der Stadt verschwinden lassen, kaufen, um es durch ein neues zu ersetzen, nicht irgendeins – nein – es sollte aus Malefizionit sein. Dies ist ein Material, dass alle Menschen um es herum gierig und bestechlich werden lässt. In einem Rathaus aus diesem Malefizionit würden Korruption und Neid regieren – es wäre ein Leichtes, die Politiker dort zu beeinflussen.
 
Natürlich begleitete ich Collin Spider auf all seinen Wegen, so konnte der Plan nicht scheitern. Der Meister war hochzufrieden mit den Entwicklungen. Nun mussten wir noch den Bürgermeister überzeugen. Durch den Kontakt mit dem Malefizionit wurde er so stark beeinflusst und bestechlich, dass nur ein paar Geldscheine nötig waren, um seine Unterschrift zu bekommen.
 
Gerade, als wir fertig waren, tauchten diese Kinder auf – Wächter! Sie mussten etwas geahnt haben – verdammt. Ich beschloss, dem Meister erst einmal nichts davon zu erzählen.
 
Wieder zurück in der Unterwelt hatte ich schreckliche Angst, der Meister könnte bemerken, dass etwas nicht stimmte. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen, doch mein Meister roch direkt meinen Angstschweiß. Da konnte ich nicht anders, als ihm die Wahrheit zu sagen. Er war entrüstet darüber, dass die Wächter etwas ahnten. So machten wir uns sofort an die Arbeit, den Vertrag so schnell wie möglich unter Dach und Fach zu bringen.
 
Er befahl mir, sofort nach Oben zu gehen, um die Senatoren abstimmen zu lassen und den Bürgermeister und den Finanzsenator unterschreiben zu lassen. Zuvor versiegelte er den Vertrag noch eigenhändig durch seinen Siegelring. Daraufhin eilte ich los. Der Senat stimmte zu meiner Zufriedenheit ab und so machte ich mich mit Collin Spider, dem Finanzsenator und dem Bürgermeister auf den Weg zu dessen Büro.
 
Dort angekommen, besah sich der Finanzsenator zuerst einmal das Modell des neuen Rathauses und den Vertrag. Nachdem ich dem Finanzsenator einen kleinen Stapel Geldscheine unter die Nase gehalten hatte, unterschrieb er den Vertrag sofort, daraufhin der Bürgermeister. So war alles perfekt. Dem Meister stand nichts mehr im Weg.
 
Doch was war das!? Kaum hielt ich den Vertrag in meinen Händen, kam darauf in Zusatz zum Vorschein! „Sollte das Historische Rathaus die Stadt Lübeck verlassen, verpflichtet sich Zanrelot, nie wieder einen Fuß auf Lübecks Boden zu setzen.“ stand da geschrieben. Das konnte nicht wahr sein! Wer war das! Mir wurde gleichzeitig heiß und kalt – ich stellte mir vor, was der Meister mit mir machen würde, wenn er davon erfährt. Ich war wütend wie noch nie, verfluchte die Anwesenden, zerstörte mit einem einmaligen Laserblick das Schmiergeld und warf alle aus dem Raum.
 
Ich war verzweifelt. Die Wächter mussten den magischen Vertrag verzaubert haben! Der Meister würde mich in Stücke reißen! Ich dachte mir gerade aus, was ich mit dieser Brut beim nächsten Mal anstellen würde, als ich plötzlich ein Klingeln vernahm. Es war das Klingeln eines Handys – es kam vom Schreibtisch des Bürgermeisters...
 
Die Wächter mussten hier sein! Wer sonst sollte sich unter diesem Tisch verstecken. Ich ging zum Schreibtisch und zog mit einem Ruck die Tischdecke zur Seite. Da waren sie: Pinkas und Karo. Sie krochen aus ihrem armseligen Versteck und Pinkas telefonierte mit seinem Vater. Ich zückte meinen Zauberstab und machte mich bereit.
 
Die Kinder hatten Angst. Ich kam näher, immer mehr. Die beiden wollten gerade fliehen, als ich einen gezielten Schuss auf die Tür abgab und diese somit verriegelte. Pinkas rannte durch den ganzen Raum und ich verfolgte ihn. Wenn ich ihn in die Finger bekommen hätte... Aber dieser Bastard war mit Gegenständen auf mich! Ich schnappte ihn mir und versuchte, ihn mit in die Unterwelt zu reißen. Der Meister würde mir sicher verzeihen, wenn ich ihm einen Wächter brächte.
 
Doch Karo kam mir mit ihrem Amulett einmal mehr in die Quere. Sie schoss mir damit ins Gesicht. Ich konnte nichts mehr sehen. Anschließend schickte sie mich mit einem weiteren Schuss zurück in die Unterwelt.
 
Der Meister war erzürnt – nie wieder konnte er diesen Plan wiederholen, denn ein magischer Vertrag gilt ewig. Seine Wut bekam ich wieder einmal schmerzvoll zu spüren.


8) Perfekte Träume

Diesmal musste es hinhauen, diesmal durfte ich nicht versagen. Der Meister hatte mir den Auftrag gegeben, kleine Computerchips in die Wächter und deren Eltern einzupflanzen. Mit Hilfe meines Blasrohres gelang mir das auch auf Anhieb. Durch diese Chips konnte der Meister die größten Träume dieser Menschen auf den Computer in der Zentrale laden, um sie zu erfüllen. Würde jeder dieser größten Träume erfüllt, wären wir die Brut bald los. Das war der neue Plan des Meisters.
 
Als ich zurück in der Unterwelt war, sahen wir uns die Träume der einzelnen an. Ich programmierte den Computer. Julia, die Mutter von Leonie und Karo, träumte davon, einen historischen Krimi zu schreiben, der im Mittelalter spielen sollte. Leonie träumte davon, dass Julia und Sascha heiraten. Dies war dem Meister jedoch viel zu kitschig. Ihr zweitgrößter Traum, ein Hund, stellte keinerlei Probleme dar. Sascha träumte von einer Karriere als Trendforscher in den USA, in New York. Der größte Traum von Otti war es, an einem Konservatorium aufgenommen zu werden, um sein Klavier-Talent voll entfalten zu können. Pinkas dagegen wollte Modell werden.
 
Nun wollte der Meister Karos Traum auf dem Bildschirm sehen. Doch irgendetwas stimmte nicht. Das Programm ließ sich nicht auf den Rechner laden. Ich muss Karo mit dem Blasrohr verfehlt haben! Der Meister packte mich und machte mir unmissverständlich klar, dass ich diesen Fehler unverzüglich auszubügeln hatte. Ich machte mich sofort auf den Weg.
 
Vor Heddas Haus lauerte ich auf Karo. Ich verfolgte sie bis zur Scheune, doch ich konnte keinen guten Schusswinkel bekommen. Also musste ich mein Vorhaben abbrechen und auf die nächste Möglichkeit warten. Als Karo aus der Scheune trat, war mein Moment gekommen. Doch gerade, als ich schießen wollte, schnellte ein Ast herab und versperrte mir den Weg. Zu allem Übel kam noch dazu, dass Karo mich entdeckte! Der Meister würde mich zerstückeln, wenn er davon erfuhr!
 
Als ich wieder in der Unterwelt war, berichtete ich ihm von meinem Versagen. Ich versicherte meinem Meister, dass ich ein ausgezeichneter Schütze sei und dort oben etwas nicht mit rechten Dingen zu gehen konnte, sonst hätte ich schon längst getroffen. Der Meister wollte von all diesen Ausreden nichts hören. Er schickte mich erneut nach oben. Diesmal durfte ich nicht versagen!
 
Ich legte mich also erneut vor der Villa auf die Lauer. Karo kam gemeinsam mit Otti aus der Scheune gerannt. Da zielte ich, es war der perfekte Winkel, und schoss. Doch was war das!? Eine Schaufel flog durch die Schusslinie und wehrte den Chip ab. Das durfte nicht wahr sein! Wie konnte das passieren! Ich war ratlos...
 
Wenig später konnte ich aus sicherer Entfernung beobachten, wie Julia Lehnhoff und Sascha Sörensen die Villa an einen Interessenten verkauften. Sie nahmen die Anzahlung entgegen und wollten auf ihr neues Leben anstoßen. Also kehrte ich recht zufrieden in die Unterwelt zurück. Was machte es schon, dass Karos Traum fehlte, wenn der Plan geglückt war: die Wächter zogen aus, die Villa war verkauft! Der Meister würde zufrieden sein.
 
Als ich gerade zurück in der Unterwelt war, hörte ich plötzlich den Alarm und eilte in die Zentrale. Doch da war niemand. Der Meister berichtete mir später, dass Karo und ein Watz (ich weiß bis heute nicht, wie so ein Wesen aussieht) in die Unterwelt eingedrungen waren, um die Kontakte der Chips umzustecken. Dies führte dazu, dass die Chips abfielen und die Wächter sich noch vor dem endgültigen Abschluss des Kaufvertrages dazu entschlossen, ihren Träumen nicht nachzugeben und die Villa zu behalten.
 
Karo hatte des Meisters Plan durchkreuzt und dieser Watz hatte ihr dabei geholfen. Und all das, weil ich Karo nicht getroffen hatte...

 
 

9) Zanrelots Geheimnis

Der folgende Bericht beruht auf Erzählungen meines Meisters. Er erlebte dies als Kind, als er erst 10 Jahre alt war. Es geht darum, wie und warum er zu Zanrelot wurde, und zwar am 24.09.1537!
 
Der Meister war damals 10 Jahre alt und hatte noch eine unschuldige Seele. Zu dieser Zeit arbeitete er als Küchenjunge und Kellner bei dem hiesigen Wirt, einem äußerst harten und brutalen Mann. Er schlug und misshandelte Franz Olte, wie der Meister damals hieß, regelmäßig.
 
Am besagten Tag waren auch zwei merkwürdige Gestalten in der Wirtschaft. Sie passten aufgrund ihrer Kleidung und ihres Erscheinungsbildes ganz und gar nichts ins Mittelalter.
 
Franz Olte hatte die Aufgabe, die Gäste zu bedienen. Aber dem Wirt ging es nicht schnell genug und er packte den Jungen an den Haaren. Im selben Moment kam von draußen ein Mann herein, um den anderen mitzuteilen, dass Bürgermeister Wullenwever geköpft worden sei. Wullenwever war Franz Oltes Vater gewesen. Franz erschrak fürchterlich. Sein Vater war tot! Sofort stiegen Trauer, Wut und Hass in ihm auf. Dass der Wirt ihn einen Bastard nannte und ihn zu Boden warf, ließ diese Gefühle noch stärker in ihm aufkeimen. Seine Augen leuchteten grün...
 
Doch da mischte sich diese Fremde ein (erst viel später erzählte mir der Meister, dass es sich dabei um Julia Lehnhoff gehandelt hatte, die zufällig ins Mittelalter geraten war, weil die Wächter zwei Zaubertränke vertauscht hatten). Sie ging zu ihm hin, half ihm auf die Beine und versuchte, ihn zu schützen. Gerade, als der Wirt auf Julia los gehen wollte, mischte sich auch noch der fremde Mann (es war Sascha Sörensen) ein, doch dieser wurde sofort KO geschlagen. Gleich darauf brach eine Massenprügelei aus.
 
Der Meister und Julia Lehnhoff versteckten sich unter den Tischen. Dort erzählte er ihr von seinem Leben: Er sagte, er würde die Lübecker und den Herzog von Braunschweig hassen, weil diese seinen Vater, den Bürgermeister, umgebracht hätten. Sein Vater war der einzige gewesen, der sich um ihn gekümmert hatte, nachdem seine Mutter (die nur die Magd des Vaters gewesen war) an der Pest gestorben war. Er hatte ihm gesagt, er sei etwas besonderes, weil er klüger sei als die anderen und weil er manchmal etwas Komisches in sich spürte.
 
So schüttete der junge, ahnungslose Franz Olte der Mutter der Wächter sein Herz aus. Diese war natürlich äußerst verwirrt, war sie doch selbst durch einen Zufall ins Mittelalter geraten und wusste noch nicht einmal, wo sie sich befand. Umso seltsamer kam es ihr vor, als ihre Uhr als aktuelles Jahr 1537 anzeigte.
 
Doch im selben Augenblick hatte der Wirt Franz Olte entdeckt. Er zog ihn an den Haaren unter dem Tisch hervor, daraufhin schnappte er sich Julia Lehnhoff. Doch diese wehrte sich und schlug den Wirt ins Gesicht. Als dieser die Frau gerade wegbringen wollte, tauchte wie aus dem Nichts ein Junge auf (es war Otti, wie der Meister mir erst vor kurzem verriet). Die Menschen im Wirtshaus erschraken fürchterlich. Julia und Otti halfen Sascha auf die Beine, der gerade wieder zu sich gekommen war und wollten gerade fliehen, als die Bürger sich gefangen hatten und sie festhielten.
 
Sie wollten die drei gerade wegbringen, plötzlich ein schwarz gekleideter Abt ins Wirtshaus trat. Der Wirt erklärte ihm die Lage, er redete von Spuk und Zauberei. Der „schwarze Abt“ vermutete offensichtlich schwarze Magie. Otti holte zwei Flaschen mit dem Rückholzaubertrank hervor und gab sie Julia und Sascha, doch die Lübecker nahmen sie ihnen ab und übergaben sie dem Abt.
 
Doch da geschah es: Franz Olte stieg auf einen Tisch und rief den Menschen zu, sie sollten ihre Gesichter bedecken, es käme die Pest. Damals hatten die Menschen wahnsinnige Angst davor, deshalb brach sogleich Panik aus. Franz konnte sich durch die Menschenmenge schlängeln und die vier zukünftigen Feinde (was er noch nicht wissen konnte) durch einen geheimen Gang sicher nach draußen geleiten. Otti hatte sich inzwischen die Fläschchen mit dem Trank wiedergeholt.
 
Draußen angekommen übergab Otti den Trank an Julia und Sascha. Die beiden tranken ihn und verpufften - zur Verwunderung von Franz Olte. Er übergab Otti ein Lederstück, in das er seinen Namen eingeritzt hatte. Kurz darauf verschwand dieser auf die gleiche Weise wie die beiden anderen.
 
Franz Olte schaute erschrocken auf den Boden, denn dort näherte sich etwas, das aussah wie eine Schlange aus Rauch, die sich anschließend in den Schwarzen Abt verwandelte. Dieser beruhigte den ängstlichen Jungen. Mehr noch, er machte ihm sogar ein Angebot: Franz konnte den Tod seines Vater rächen, er konnte die Lübecker bestrafen. Von nun an war der Schwarze Abt sein Lehrer, der ihn in die Geheimnisse der schwarzen Magie einwies. Franz Olte wurde zu Zanrelot und es dauerte nicht lange, bis er das erste Mal zuschlug.


 

10) Fluch der Schönheit

Nicht lange, nachdem der Plan, das Rathaus zu übernehmen, gescheitert war, weihte mich der Meister in seine neueste Strategie ein. Er wollte den Bürgern von Lübeck ihre Erinnerungen stehlen - und zwar für immer. Mit jeder neuen gesammelten Erinnerung würde er immuner gegen Glück, Liebe und Harmonie werden. So konnte es nicht lange dauern, bis er an die Oberfläche gelangte.
 
Also setzten wir seinen Plan in die Tat um. Der Meister suchte sich eine Beauty-Stylistin aus, verzauberte sie, stahl ihr ihre schönen Erinnerungen und schickte sie mit dem Auftrag nach Oben, möglichst viele Erinnerungen in kürzester Zeit auf Band aufzuzeichnen.
 
Die Stylistin machte sich an die Arbeit. Ihre erste Kundin war die Lehrerin von Pinkas - Frau Tremke. Jede Behandlung war natürlich kostenfrei, der Preis waren die Erinnerungen. Damit schlug der Meister zwei Fliegen mit einer Klappe: er konnte immun gegen alles Schöne und Gute werden, und gleichzeitig verschwand dies fast vollständig aus der Stadt.
 
Der Meister benötigte meine Hilfe bei der Infusion der Erinnerungen. So rief er mich also zu sich. Er scannte seine Macht mit dem Macht-O-Meter, es zeigte satte 80% an. Madame Tourat hatte also Erfolg.
 
Ich brachte dem Meister sein spezielles Getränk. Während er trank, machte ich mir schon Gedanken über die Zukunft - dass der Meister bald immun sein würde gegen alles Gute und Schöne. Nebenbei bereitete ich die nächste Infusion vor. Und dann ging es weiter, die nächste Patientin - die nächsten Erinnerungen. Wir sahen uns schon als Herrscher Lübecks, doch da wussten wir noch nicht, dass die Wächter schon auf den Plan aufmerksam geworden waren.
 
Am selben Abend kam ein Mädchen zu Madame Tourat. Sie erzählte von ihrer Mutter. Dem Meister wurde beinahe übel bei all den schönen Erinnerungen. Aber ich konnte ihn davon überzeugen, weiterzumachen. Je mehr Infusionen er innehatte, umso weniger konnte ihm das Gute und Schöne anhaben. Der Meister machte sich jedoch Sorgen, ob er die Infusionen ertragen könnte. Aber ich erinnerte ihn an die Macht, die auf ihn wartete.
 
Doch ich machte wieder einmal einen Fehler. Ich legte meine Hand auf des Meisters Schulter und sagte, Lübeck würde dann UNS gehören. Der Meister gab mir schnell zu verstehen, dass er kein uns geben würde. Er würde allein seine Stadt sein. Ich war gekränkt, aber eher hätte ich mir die Zunge abgebissen, als dem Meister zu widersprechen. Schließlich hatte er mir nur meinen Platz aufgezeigt, wieder einmal...
 
Am nächsten Abend wartete der Meister vor dem Bildschirm in der Unterwelt auf die nächste Patientin von Madame Tourat. Es war eine Wächterin, Karo. Der Meister rief nach mir und ich eilte sofort zu ihm, um ihm die Infusion anzulegen. Würde eine Wächterin ihre Erinnerungen für immer verlieren, hätte nichts und niemand mehr jemals den Meister aufhalten können.
 
Während Karo ihre schönen Erinnerungen für immer los wurde, ging ich hinaus und lies den Meister allein. Folgendes berichtete er mich einige Zeit später:
 
Es klingelte plötzlich an der Tür der Stylistin. Hinter einem Vorhang kam Pinkas zum Vorschein. Er wollte Karo davon überzeugen, dass es falsch war, sich von Madame Tourat behandeln zu lassen. Diese stand vor dem Spiegel, also hatte der Meister die Möglichkeit, ihr zu zeigen, wie sie aussehen könnte. Aber Pinkas sagte ihr, sie sei wunderschön, woraufhin der Meister wütend wurde und ihr durch den Spiegel zurief, sie sei hässlich wie die Nacht. Da platzte Otti in den Raum, gemeinsam mit Madame Tourat. Dieser Wurm schaffte es, die Stylistin an ihre Tochter zu erinnern. Das war das Ende! Des Meisters Bann löste sich, ihre Erinnerungen kehrten zurück und der Plan war gestorben.
 
Der Meister regte sich fürchterlich auf. Er warf den Infusionsständer um und ließ seiner Wut freien Lauf. Im Behandlungszimmer von Madame Tourat brach ein Sturm aus, einfach alles flog von den Wänden und Regale kippten um, der Spiegel zerbrach.
 
Ich hörte den Meister rufen, also eilte ich so schnell es ging zu ihm. Ich sah den umgeworfenen Infusionsständer und wusste nicht, was geschehen war, also fragte ich den Meister danach. Doch dieser wollte nur wissen, wo ich gewesen war. Ich? - Nun ja, ich... ich musste mal...


 

11) Kampf der alten Wächter

Diesmal hatte sich der Meister einen Plan ausgedacht, der nicht schief gehen konnte. Jedenfalls dachten wird das.
 
Das erste, was ich zu tun hatte war, einen Fingerknochen von der toten Hedda zu besorgen. Also machte ich mich eines Nachts auf den Weg zum Friedhof, schaufelte das Grab auf, durchbrach den Sarg und holte mir das Skelett-Stück. Ich musste vorsichtig sein, um nicht gesehen oder gehört zu werden.
 
Den Finger brachte ich zum Meister. Dieser lobte mich und fragte nach dem Zaubertrank, den ich selbstverständlich schon vorbereitet hatte. Es war ein uralter Zauber, den der Meister da ausgegraben hatte. Er wollte mit Hilfe des Fingers und des Trankes Hedda zu seiner Sklavin machen. Gelang der Zauber, würde sie ihm gehorchen, egal wobei. Es war perfekt.
 
Der Meister trat also zu dem Trank, legte den Finger in die Mitte zu einem Bild und einem Taschentuch der alten Tante und fügte zwei Tropfen seines Blutes hinzu. Anschließend sprach er die Zauberformel. Daraufhin nahm er einen Schluck seines Getränks und spuckte es hinein. Sogleich erschien die schlafende Hedda Sörensen in einer Rauchwolke über uns. Der Meister weckte sie und testete den Zauber. Er befahl Hedda, sich zu drehen, zu tanzen und schließlich sogar, sich in der Nase zu bohren. Dies fand ich dermaßen amüsant, dass ich ihr befehlen wollte, den Nasenpopel zu essen. Ich war sehr belustigt, doch der Meister hatte keinen Sinn für solche kindischen Spielereien, das gab er mich zu verstehen und deshalb schwieg ich lieber wieder.
 
Der Meiser befahl Hedda, ihm die Wächter zu bringen. Und sie machte sich an die Arbeit. Mir sagte er, ich solle mich in der Nähe der Schleuse bereit halten, um die Kinder abzufangen.
 
Der erste, der uns auf den Leim ging, war Otti, der Schlauberger. Ich überraschte ihn und die Zanreloten brachten ihn fort ins Verließ. Aber zuvor nahm ich diesem Wurm noch seinen magischen Löser, die Sonnenbrille, ab. Anschließend legte ich mich wieder auf die Lauer.
 
Karo war die nächste, die Heddas Ruf folgte. Ich tauchte vor ihr auf und sie erschrak fürchterlich. Es war mir ein riesen Vergnügen, ihr das Amulett, mit dem sie mich so oft geärgert hatte, abzunehmen. Daraufhin beförderte ich sie eigenhändig ins Verlies.
 
Pinkas war der dritte im Bunde. Auch seinen Laser nahm ich an mich. Ich besuchte die Wächter im Verlies - das war ein Anblick. Ich machte den Kindern Angst, wedelte ihnen mit den Lösern vor der Nase herum und begann, ein Lied zu singen. Ich verspottete diese Brut.
 
Der Meister sah sich die Angst der Wächter vom Bildschirm aus an. Sie riefen nach Hilfe, aussichtslos in einem Raum ohne Fenster und Türen...
 
Hedda war inzwischen auf dem Weg zu Leonie, der jüngsten Wächterin. Das dürfte kein Problem sein.
 
Doch plötzlich erschien Hedda zusammen mit einem Fremden in der Rauchwolke. Er hielt sie fest und versuchte, sie aus dem Bann zu holen. Der Meister rief mir zu, ich sollte etwas tun - aber was!?! Ich versuchte, mit meinem Zauberstab auf die Wolke zu schießen, doch der Fremde wehrte den Strahl ab. Er meinte, der Meister würde niemals die Macht über Lübeck gewinnen. Ich versuchte noch einmal, mit dem Zauberstab auf ihn zu feuern, doch es gelang erneut nicht. Der Meister nannte mich einen Idioten und erklärte mir, dass man die Geister auf diese Art nicht aufhalten könnte. Er befahl mir, den Trank zu holen.
 
Daraufhin wiederholte er seinen Zauber über Hedda. Er weckte sie erneut und gewann so neue Macht über sie. Er befahl ihr, den Fremden zu vernichten, woraufhin sie auf ihn los ging. Der Meister wollte Hedda noch kräftiger machen, deshalb nahm er wieder einen Schluck des Trankes in den Mund.
 
Doch da kam Leonie angerannt und stieß ihm in den Bauch, sodass er den Trank ausspucken musste. Der Fremde rief ihr zu, sie müsse den Finger aus der Schale nehmen. Als ich das hörte, rannte ich zu ihr, um sie zu schnappen und schaffte es auch. Ich hielt sie mit dem Kopf nach unten dem Meister entgegen und dieser befahl mir, sie zu den anderen ins Verlies zu stecken. Als ich mit ihr dort ankam, nannte mich Karo ein „Mistschwein“ - wie süß. Diese Göre hatte doch mehr Energie, als ich dachte. Ich nahm Leonies Handschuh, wünschte den Wächtern ein schönes Leben im Verlies und machte mich auf den Rückweg zur Zentrale. Die magischen Löser der Kinder testete ich währenddessen. Doch, weil von diesem Kinderkram nichts zu funktionieren schien, war ich alles in den Müll.
 
Der Meister weckte inzwischen Hedda, um ihr zu zeigen, was sie getan hatte. Sie sah sich um und der Meister zeigte ihr auf dem Bildschirm das Verlies. Hedda konnte es nicht fassen, sie hatte ihre Wächter verraten, schlimmer noch, sie hatte sie dem Feind übergeben. Der Meister hatte gewonnen.
 
Nun bereitete Zanrelot den Tod Heddas vor. Ich wollte gerade den Trank in die Schale geben, da stürmten plötzlich die Wächter in die Zentrale. Was war passiert? Das Verlies konnten sie ohne ihre Löser nicht verlassen, wie hatten sie das geschafft? Der Meister schoss sofort auf die Wächter, doch Karo antwortete mit ihrem Amulett. Was war das? Karos Schuss traf den Meister! Er fiel zu Boden und rief mir zu, ich solle den Trank in die Schale schütten. Ich tat es, so schnell ich konnte, doch Leonie kam mir zuvor. Sie schnappte sich den Knochen und somit war der Trank wertlos. Die Rauchwolke verschwand und Hedda und der Fremde standen vor uns in unserer Zentrale. Ich wollte mir nun Leonie greifen, doch dieser Fremde war schneller. Ich lief gegen die Wand und war ausgeknockt. Sogar der Meister war von Karos Schuss zu geschwächt, um die Wächter und Hedda aufzuhalten.

 

 

12) Der falsche Jona

Eine Weile, nachdem sich der Meister erholt hatte, gelang es uns, Jonathan Levy in unserem Kerker einzusperren. Er war unser Gefangener und konnte so den Wächtern nicht mehr helfen. Doch einige Tage später war er verschwunden, geflohen.


Der Meister dachte eine Zeit lang nach, bis er mich in seine neuen Pläne einweihte. Er hatte eine Idee, wie wir Jonathan für immer los bekommen konnten. Ein Bankräuber war der Schlüssel dazu.


Der Meister stellte eine Maske her, die Jonathan zum verwechseln ähnelte. Mit dieser Maske raubte der Dieb die Bank aus, dabei sah er natürlich in die Überwachungskamera, sodass alle nun Jonathan für den Schuldigen hielten.


Die Polizei suchte ihn sogleich in seinem Bootshaus auf, doch dort war er nicht. Da er schon des Öfteren in der Nähe von Heddas Villa gesehen worden war, machten sich die Polizisten auf den Weg dort hin, wo sie ihn schließlich festnehmen konnten. Nun konnte den Meister nichts mehr aufhalten, er war schon jetzt so mächtig wie noch nie.

Das einzige Problem, das uns jetzt noch im Weg stand, war die Jona-Maske. Sie war nämlich unterdessen verschwunden. Die Wächter mussten sie gestohlen haben. Also machte ich mich, als Polizist verkleidet, auf den Weg zur alten Mühle. Ich erwartete dort bereits die Wächterbrut.

Als sie nach Hause kamen, um ihren Eltern das Beweisstück vorzulegen, nahm ich die Maske an mich. Die Gesichter der Würmer werde ich nie vergessen. Sie erschraken und fürchteten sich. Es dauerte einen Moment, bis sie ihren Wächtermut wiedergefunden hatten. Pinkas schnappte nach der Maske und weigerte sich, diese herauszugeben. Da half nur die Magie, also zückte ich blitzschnell meinen Zauberstab. Doch es war gar nicht nötig, ihn zu benutzen, denn Julia Lehnhoff nahm den Jungen die Maske ab und übergab sie mir. Ich bedankte mich höflich und gab schließlich doch noch einen Schuss mit meinem Zauberstab ab, den Karo allerdings mit Hilfe ihres Amuletts abwehren konnte. Anschließend zauberte ich mich zurück in die Unterwelt und legte die Maske in der Zentrale ab.

Dort erwartete der Meister die Wächter, die mir selbstverständlich gefolgt waren. Doch es waren Julia Lehnhoff und Sascha Sörensen, die vor ihm standen. Er begrüßte die beiden, während ich mich auf die Lauer legte, um die Wächter abzufangen. Ich erwischte Karo und Pinkas, als sie in den Gängen der Unterwelt umherschlichen und brachte sie zum Meister.

Als die beiden Eltern ihre Kinder erblickten, wollten sie zu ihnen eilen, doch der Meister setzte Julia Lehnhoff mit einem gezielten Schuss außer Gefecht. Der Meister fragte mich, wo die restlichen Wächter seien, doch sie waren mir nicht nach Unten gefolgt.

Der Meister scannte seine Macht - 98%, so viel wie noch nie zuvor. Jonathan war im Gefängnis, zwei der Wächter und deren Eltern in unserer Gewalt, es konnte nicht besser laufen.

Der Meister befahl mir, mich um die Machtübernahme zu kümmern, während er bei den Plagen blieb. Pinkas erklärte währenddessen seinem Vater und Julia, was es mit Zanrelot, mir und ihnen auf sich hatte.


Irgendwie mussten es die Wächter geschafft haben, zu entkommen, denn ich hörte plötzlich den Alarm. Der Meister versperrte ihnen durch eine Feuerwalze den Weg und wollte sie gerade vernichten, als sie sich an den Händen fassten. Die Wächterkraft reichte aus, um auch die beiden Eltern zu schützen und des Meisters Schuss wurde auf ihn selbst umgeleitet. So konnten die Wächter fliehen, schon wieder. Und sie schafften es sogar, Jonathan mit Hilfe der Maske zu entlasten und somit aus dem Gefängnis zu befreien.

 


13) Entscheidung im Holstentor


Endlich war es soweit, der Meister hatte 100% Macht inne. Er konnte die Unterwelt verlassen und nach Oben gelangen. 458 Jahre, 309 Tage und 21 Stunden hatte er auf diesen Moment gewartet.

Als erstes wollte der Meister vom schwarzen Abt das Siegel der Stadt empfangen. Durch die Machtvereinigung der beiden würde der Meister unsagbar mächtig werden und keiner könnte ihn jemals wieder aufhalten.

Wir machten uns also auf den Weg nach oben. Auf einem Schiff fuhren wir die Trave entlang, der Meister sah sich um. Ich stand neben ihm und war unheimlich stolz darauf, was wir erreicht hatten.

Ich hielt die kleine Kiste mit dem magischen Schlüssel zum schwarzen Abt in meinen Händen, als der Meister mir befahl, ihm diesen zu reichen. Also öffnete ich die Truhe und hielt sie dem Meister entgegen. Doch dessen Gesicht verfinsterte sich. Ich sah in die Kiste, der Schlüssel war verschwunden! Ich fürchtete mich sehr vor dem Zorn des Meisters, schließlich war ich dafür verantwortlich gewesen. Ich wich zurück, bis ich an eine Kante stoß. Der Meister kam immer näher...

Er befahl mir, den Schlüssel zu besorgen, sonst würde mich sein Zorn bis ans Ende meiner Tage verfolgen. Meine Furcht stieg ins Unermessliche. Ich malte mir aus, was er mit mir anstellen würde, sollte ich den Schlüssel nicht wiederfinden. Der Meister war immer noch voller Wut auf mich und er drückte mich in eine Ecke. Ich wagte es nicht, mich zu bewegen, oder auch nur laut zu atmen.

Anschließend dachte er darüber nach, wer den Schlüssel gestohlen haben könnte. Ich wandte ein, dass niemand zu dem Versteck Zutritt hatte, doch im gleichen Moment bereute ich es, gesprochen zu haben. Der Meister grübelte weiter - Jonathan Levy, er war seiner Überzeugung nach die einzige Person, die für den Diebstahl in Frage kam. Doch das war unmöglich, Jona war unser Gefangener gewesen. Der Meister wies mich jedoch sofort daraufhin, dass dieser schließlich auch aus dem Kerker entkommen war. Die Zweideutigkeit seiner Worte verstand ich nur zu deutlich.

Der Meister kam auf mich zu und beschwor mich noch einmal, ihm den Schlüssel zu bringen, sonst würde etwas Schreckliches passieren. Ich wagte es nicht, zu widersprechen. Jedoch wollte ich ihm eine Frage stellen. Das Siegel der Stadt und der Schwarze Abt waren eine unnötige Zeitverschwendung. Der Meister war mächtig, er brauchte diesen Abt nicht. Doch kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, bekam ich des Meisters Zorn zu spüren. Er schlug mich und warnte mich davor, jemals wieder so über den Schwarzen Abt zu sprechen, der ihn als Kind bei sich aufnahm.

Im selben Moment hörten wir ein Knacken, es kam von gegenüber. Da waren zwei Wächter, Pinkas und Otti. Sofort nahm ich die Verfolgung auf, doch am Bahnübergang verlor sich ihre Spur. Ich musste allein zum Meister zurückkehren. Dort berichtete ich ihm von den Wächtern, woraufhin mich dieser noch einmal darauf hin wies, ihm den Schlüssel zu besorgen.

Ich machte mich also auf den Weg zur alten Mühle. Karo und Leonie unterhielten sich in der Scheune, so erfuhr ich, dass Pinkas den Schlüssel hatte. Ich wartete noch einen Moment, als Karo die Scheune verlies, um bei Pinkas anzurufen. Da griff ich mir das Mädchen und stellte meine Forderung an Leonie. Sie sollte gemeinsam mit dem, der den Schlüssel hat, zum Holstentor kommen. Dort würde der Austausch stattfinden. Ich verschwand mit Karo im Nichts und kehrte zum Meister zurück. Im Holstentor bereiteten wir alles auf das Kommen der Wächterbrut vor.

Ich kettete Karo über einen unendlich tiefen Schacht. Die Kette, um sie hinunterfallen zu lassen, bekam der Meister höchstpersönlich. Anschließend ging ich nach draußen, um die restlichen Wächter am vereinbarten Treffpunkt abzuholen. Wir gingen also gemeinsam ins Innere des Holstentors.

Der Meister begrüßte die Wächter und forderte die Herausgabe des Schlüssels. Daraufhin erfuhren wir, dass er in der Haut von Pinkas steckte. Karo wollte den Jungen von der Übergabe abhalten, doch der Meister machte den Wächtern schnell klar, was mit Karo passieren würde, sollte er den Schlüssel nicht unverzüglich bekommen. Er begann einen Countdown, als er bei 3 angekommen war, entschloss sich Pinkas, ihm den Schlüssel zu übergeben. Der Meister kam auch dem Wunsch des Jungen, Karo herunter zu lassen, unverzüglich nach und ließ die Kette los. Das Mädchen stürzte in den Schacht, während ich mir Pinkas griff und Otti mit dessen Hilfe K.O. schlug.

Endlich waren wir an der Tür zum Schwarzen Abt angekommen. Ich hielt Pinkas fest, während der Meister diesem den Schlüssel aus der Haut zauberte. Ich war unendlich erleichtert, als der Meister den Schlüssel in seinen Händen hielt, denn nun musste ich seinen Zorn nicht ausbaden.

Wir betraten den Raum des Schwarzen Abts. Dieser stand in einer Art Kreis und schien zu schlafen. Der Meister erklärte mir, dass es sich um einen magischen Kreis, der die Schlafenden versammeln kann, handelte. Er weckte den Schwarzen Abt und erklärte ihm sein Erscheinen.

Die beiden begannen mit der Zeremonie, doch da entdeckte der Schwarze Abt das Amulett des Meisters, in dem er das Bildnis seines Vaters stets bei sich trug. Liebende können das Siegel der Stadt nicht empfangen. Doch der Meister riss sich die Kette vom Hals, warf sie zu Boden und schwor, die Liebe zu hassen. So fuhren sie fort. Der Schwarze Abt übergab dem Meister das Siegel der Stadt. Beide schnitten sich einem Messer in den Unterarm, um ihre Kräfte zu vereinen. Doch als sie diese gerade zusammenfügen wollten, tauchten die Wächter auf, sodass des Meisters Blut auf das Amulett tropfte. Die Brut hatte es irgendwie geschafft, Karo vor dem sicheren Tod zu retten.

Des Meisters Amulett zerfloss und plötzlich stand ein ungefähr 10jähriger Junge aus dem Mittelalter vor uns, Franz Olte - Zanrelot, als er noch ein Kind war. Die beiden wollten sich vereinen, doch die Wächter versuchten, ihn davon zu überzeugen, dass Zanrelot böse sei und er ganz sicher nicht so sein wollte. Sie schafften es, den Jungen, der noch nicht durch und durch böse war, zu verunsichern. Der Meister wurde wütend und vernichtete sein früheres Ich. Im selben Moment begann er, sich aufzulösen! Mein Meister, Zanrelot, löste sich in Nichts auf! Er sah mich verzweifelt an und bat mich um Hilfe. Aber was sollte ich tun. Ich war hilflos und konnte dem Geschehen nur zusehen. Der Meister verschwand vor meinen Augen. Da flüchteten die Wächter und ich blieb allein im Holstentor zurück.

Der Meister war vernichtet.

Etwas später ging ich noch einmal zurück, um des Meisters Amulett zu holen. Es lag noch immer auf dem Boden. Ich nahm es an mich. Doch was war das? Ich hörte ein Lachen - das Lachen des Meisters...

 


14) Zanrelots Rückkehr

In den darauf folgenden Wochen nahm ich mir viel Zeit, um alle Bücher über Wiederbelebung und -erschaffung zu lesen, die der Meister in seiner Bibliothek hatte. Das erste, was ich dafür brauchte, war das Lebenskraut. Dieses wächst vor allem auf Friedhöfen im Mittelmeerraum. Also reiste ich nach Mallorca und besorgte etwas davon. Gemeinsam mit dem genetischen Material der Eltern kann man magische Geschöpfe reanimieren.

Anschließend züchtete ich aus dem Amulett und dem Lebenskraut ein Gehirn, in dem die noch vorhandene Seele des Meisters erst einmal überleben konnte. Ich brachte das Gefäß mit dem Gehirn in die Zentrale, die mittlerweile ziemlich eingestaubt war. Der Meister hatte sich anscheinend schon prächtig von der Vernichtung erholt, er konnte mich jedenfalls schon wieder beschimpfen. Er befahl mir, seinen Geist aus dem Gefäß zu lassen. Ich war mir nicht sicher, ob das eine gute Idee war, schließlich hatte ich die Pflege der Unterwelt in den letzten Wochen sehr vernachlässigt. Aber der Meister bekräftigte seinen Befehl nochmals, und so musste ich gehorchen. Ich befreite ihn aus dem Gefäß und sogleich erschien des Meisters Gesicht über mir. Er gab mir letzte Instruktionen zu seiner Wiedererschaffung.

Als nächstes musste ich ins Mittelalter reisen, um mir den Totenschädel von Wullenwever, des Meisters Vater, zu holen. Doch Jonathan, der Verräter, war auf meinen Plan, Zanrelot wiederzubeleben, bereits aufmerksam geworden. Er reiste ebenfalls ins Mittelalter und schnappte sich den Schädel. Ich wusste noch aus unserer Kindheit, dass er mir im Fechten unterlegen war, also nahm ich mir einen Degen und wir kämpften um den Schädel. Jonathan Levy kämpfte auf der Seite der Wächter, gegen mich, den er einst seinen Bruder nannte. Meine Wut darüber ließ ich ihn spüren. Jonathan musste den Schädel fallen lassen. Da tauchten plötzlich die Wächter auf. Sie wussten also auch schon von meinem Plan. Der Schädel rollte die Treppe hinunter und Karo fing ihn auf. Ich lief zu ihr nahm ihr den Totenkopf ab. Als Jonathan die Herausgabe des Schädels forderte, schnappte ich mir Otti und hielt ihm meinen Degen an den Hals. Da bat mich mein Bru... - der Verräter darum, ihn loszulassen. Der hatte Nerven! Er bat mich darum! Aus irgendeinem Grund konnte ich diese Bitte nicht abschlagen. Etwas in mir zwang mich, Otti loszulassen!

Doch schnell fasste ich mich wieder und kämpfte weiter gegen Jonathan. Die Wächter verschwanden unterdessen. Ich konnte mit dem Schädel in die Unterwelt zurückkehren.

Anschließend machte ich mich auf den Weg zur alten Mühle, um den Spiegel der Wächter abzuholen. Diesen hatte ich Sascha Sörensen für 200 Euro abgekauft, Peanuts gegen den Ärger, den ich los würde, wenn die Schleuse endlich zerstört wäre. Ich fuhr sofort zur Müllverbrennungsanlage Lübecks, denn magische Spiegel lassen sich erst ab einer Schmelztemperatur von 1000°C auflösen. Dort angekommen, ließ ich den Spiegel von meinem Wagen abladen. Ich stand auf einem Gerüst. Doch da tauchten auch schon die Wächter auf. Ich wollte gerade meinen Zauberstab zücken, als Karo mir mit ihrem Amulett zuvor kam. Sie traf mich und mein Zauberstab fiel zu Boden. Karo bedrohte mich weiterhin mit ihrem Amulett, schoss jedoch nicht noch einmal. Ich eilte vom Gerüst, hob meinen Zauberstab auf und ließ die Kinder mit dem Hinweis, dass es zu spät wäre, mich aufzuhalten, stehen. Ich rannte los und zauberte mich zurück in die Unterwelt. Dort bereitete ich alles für die Reanimation des Meisters vor.

Als dieser mich zu sich rief, konnten wir beginnen. Ich holte den Schädel und der Meister hatte mir gesagt, was ich tun musste. Also sprach ich die erste Zauberformel „gabinus aedra hypersitus nova“, und schon erschien der Körper des Meisters. Ich klappte, der Meister war sehr zufrieden. Nun fehlte nur noch der Kopf. Der Meister wurde ungeduldig, doch ich musste mich in Ruhe konzentrieren. Ich bereitete mich auf das große Finale vor, sprach die Zauberformel „lysistra ligarius, admiratum malum, mugave hydra“ und... nichts! Es geschah nichts! Der Meister war außer sich vor Wut. Aber was war geschehen? Ich hatte alles so gemacht, wie er es gesagt hatte. Es war unbegreiflich. Der Meister drohte mir an, mich den Piranhas zum Fraß vorzuwerfen, sollte mir nicht augenblicklich die Wiedervereinigung gelingen. Ich konnte mir nicht erklären, was schief gelaufen war. Also versuchte ich nochmals, die Formel zu sprechen.

Doch da unterbrach mich der Meister. Er sagte, er würde eine Art Mädchengekicher hören. Und tatsächlich, da waren Wächter draußen, Karo und Pinkas. Sie versuchten zu fliehen, doch der Körper des Meisters und ich nahmen sofort die Verfolgung auf. In einem der vielen Gänge konnten wir die beiden einkesseln. Sie hatten das magische Buch dabei. Dies nahm ich sogleich an mich. Wie es aussah, hatten sie einen Bann über meinen Zauber gesprochen. Diesen machte ich auf der Stelle rückgängig, indem ich die Worte „non ritarda advensis, non ritrisca phytonga“ sprach.

Kaum hatte ich diese Worte gesagt, bebte die gesamte Unterwelt. Grüne Strahlen trafen den Körper des Meisters - sein Kopf! Ich hatte es geschafft!

Der Meister ging auf die Wächter zu, die ich nun festhielt. Ich war ganz gefangen von seinem Anblick, sodass ich allen Ärger und sogar die Wächter vergaß. Ich sah nur noch den Meister, meinen Onkel.

Doch da merkte ich, dass ich die Wächter losgelassen hatte. Sie flohen und ich nahm die Verfolgung auf. Sie liefen zur Schleuse, die Tür schloss sich hinter ihnen. Ich schaffte es nicht, die Tür zu öffnen. Mein Zauber „portas avidonis“ zeigte keine Wirkung. Es dauerte eine Weile, bis der Meister das Tor von Hand geöffnet hatte. Karo und Pinkas waren noch da. Doch gerade, als wir die Schleuse betreten wollten, wurden die beiden nach Oben gebeamt.

Wir konnten die Wächter nicht gefangen nehmen, doch der Meister war wieder erschaffen. Und das war das einzige, was zählte.

 

 

15) Rufmord

Diesmal hatte der Meister sich einen Plan überlegt, der uns die Wächter für immer vom Hals schaffen konnte. Es war ganz simpel: die Wahrheit war die Lösung. Wir mussten das Wirken der Kinder nur an die Öffentlichkeit bringen, um sie los zu werden. Entweder sie würden von ihrem Leben als Wächter erzählen und somit ihre magischen Fähigkeiten für immer verlieren, oder jeder würde sie für wahnsinnig erklären, weil sie mit seltsamen Waffen hantierten und sie würden ins Heim kommen. Der Plan war perfekt und so machten wir uns ans Werk.

Ich setzte einen Redakteur des Lübecker Morgens auf die Kinder an, mit dem Tipp, eine Titelstory würde auf ihn warten. Daraufhin bereiteten der Meister und ich einen Rauchgeist vor, mit dem wir die Kinder aus der Reserve locken wollten.

Der Rauchgeist, in dem der Meister erschien, ging vor der Schule der Wächter auf. Niemand, außer der Brut, konnte ihn sehen. Die Kinder fingen sofort an, ihre Löser zu benutzen, Karo und Pinkas schossen mit ihren Lösern auf den Rauchgeist, trafen aber nur das Schulhaus. Währenddessen konnte der Redakteur einige Fotos des Spektakels schießen.

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Folgendes hatte ich lange Zeit vergessen, erst vor kurzem konnte ich es mir durch einen Zauber zurück ins Gedächtnis rufen.

Von nun an sollte für die Wächter nichts mehr so sein, wie es einmal war.

Am nächsten Morgen war es soweit. Die Titelseite der Zeitung lautete „Kinder als Glaubenssoldaten“. Der Redakteur hatte seine Arbeit gut gemacht. Er beschrieb, wie die Eltern ihre Kinder zu Soldaten des Glaubens machen würden. Das Telefon der Familie stand nicht mehr still, vor der Schule der Kinder wartete schon die Presse. Alles lief perfekt.

Sogar das Jugendamt hatte der Redakteur eingeschaltet. Sollten die Kinder in ein Heim kommen, wären wir sie für immer los. Der Meister war äußerst zufrieden mit meiner Arbeit. Ja, er hatte sogar ein Lob für mich übrig! Ich war mächtig stolz und sah den Meister schon als Herrscher über Lübeck.

Etwas später war ich darin vertieft, das Modell der Stadt abzustauben. Ich war guter Laune, deshalb trällerte ich ein Liedchen vor mich hin, als ich plötzlich das Gefühl bekam, als beobachte mich jemand. Und tatsächlich, da stand Pinkas. Dieser freche Rotzbengel sagte, die Marienkirche sei noch ziemlich verdreckt. Was fiel ihm ein! Auf meine Frage, was er hier zu suchen hätte, antwortete er nur, er wolle nur mal sehen, wie’s so steht und bemerkte nebenbei, dass es recht staubig sei. Was bildete er sich ein! Ich griff in meine Innentasche, um meinen Zauberstab zu zücken, doch er war nicht da. Pinkas hatte ihn. Als ich ihn zurückforderte, bedrohte er mich damit. So etwas Lächerliches, mit diesem Zauberstab konnte nicht umgehen, das wusste ich. Deshalb lachte ich nur. Der Junge zielte auf mich und was passierte? Seifenblasen kamen heraus!

Ich wollte den Zauberstab zurückholen, doch Pinkas rannte weg. Ich nahm die Verfolgung auf. Doch als ich ihn gerade gepackt hatte, fiel mein Blick auf das Weltenauge. Da stand Otti, er wollte an der Uhr der Zeit drehen. Ich konnte nur noch nach dem Meister rufen, doch es war zu spät.

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Ich erinnere mich nur noch daran, dass in der gesamten Zentrale Fetzen des Rauchgeistes herumlagen und ich sie gerade aufsammeln wollte. Die Presse war auf die Story wohl nicht angesprungen...



16) Gefährliche Strahlen

Der Meister hatte sich mittlerweile gut von der Reanimation erholt. Ein scheinbar perfekter Plan schoss durch seine Gedanken. Er wollte die Stadt mittels elektrischen Blitzen in Angst und Schrecken versetzen.

Also entwickelten wir eine Art Satellitenschüssel, in die eine Kanone eingebaut war. Auf einem Hochhausdach aktivierte ich diese. Das erste Haus, das der Meister damit ins Chaos stürzen wollte, sollte Heddas Mühle sein. Er zielte und schoss, immer wieder. Die Blitze schlugen in alle elektrischen Geräte ein, ein Querschläger traf sogar Karo. Es war der reinste Erfolg.

Der Meister malte sich schon aus, wie er alle Kindergärten, Schulen und auch das Rathaus unter Beschuss nahm. Ohne Elektrizität wären die Bürger hilf- und schutzlos. In diesem Moment wollte der Meister dann nach Oben gehen, um die Stadt zu „retten“ und zu seiner Stadt zu machen.

Doch bevor er dies tun wollte, sollte noch ein großes Unglück geschehen. Der Meister hatte es auf den Flughafen abgesehen, es würde hunderte Tote geben.

Ich machte mich auf zum Flughafen, um alles vorzubereiten. Nach den letzten Blitzeinschlägen, wollten die meisten Menschen Lübeck verlassen. Als ich mit meiner Arbeit fertig war, verließ ich den Ort des Geschehens. Der Meister konnte damit beginnen, die Kanone aufzuladen und den Flughafen zu beschießen.

Doch als ich in die Unterwelt zurückkam, war der Meister außer sich vor Wut. Die Wächter mussten es geschafft haben, die Kanone unschädlich zu machen. Der Meister gab mir die Schuld, er beschimpfte mich und brüllte mich an. Ich hatte große Angst, deshalb widersprach ich nicht. Aber was konnte ich dafür? Ich war am Flughafen gewesen, ich hätte die Wächter nicht aufhalten können. Doch dem Meister war das egal, er brauchte einen Schuldigen. Und der war wieder einmal ich.


 

17) Seelenraub

Der Meister rief mich zu sich. Er hatte eine Falte in seinem Gesicht entdeckt. Ich bemerkte, er könne nicht altern, er sei doch unsterblich. Natürlich wusste er das selbst. Es sei denn... Er sah sich auf seinem Monitor die Seelenhalle an, es waren nur 9.999 Seelen, eine fehlte. Dass ich sie absichtlich umgeworfen hatte, erwähnte ich natürlich nicht, das hätte mein Ende bedeutet. Aber es hatte gut getan, dass muss ich zugeben.

Der Meister brauchte eine neue Seele, das war klar. Er befahl mir, ihm die Seele von Cindy zu holen, der Mutter von Pinkas und Otti, die plötzlich wieder aufgetaucht war. Also machte ich mich auf den Weg.

Unauffällig sprach ich einen kleinen Ohnmachtszauber und Cindy wurde sofort ins Krankenhaus eingeliefert. Dort konnte ich mir die Seele in aller Ruhe holen. Es war das reinste Kinderspiel. Ich brachte die Seele dem Meister. Er war sehr zufrieden. Anschließend brachte ich die Seele in die Seelenhalle und beschriftete einen Zettel mit der Jahreszahl.

Doch dann hatte ich ein Problem. Ich stand vor der Alarmanlage und konnte sie nicht abschalten. Der Meister wartete sich schon in der Zentrale auf mich. Und da schaltete er sich auch schon auf den Monitor. Er wollte wissen, was ich immer noch in der Seelenhalle verloren hätte. Es war mir etwas peinlich, doch ich musste ihm gestehen, dass ich die Alarmanlage nicht deaktiviert bekam. Der Meister schaltete sie für mich ab.

Da erblickte er auf einem weiteren Monitor eine von Heddas Krähen. Er war überzeugt, dass die Wächter bald in der Seelenhalle auftauchen würden, deshalb befahl er mir, diesen einen gebührenden Empfang zu bereiten. Ich bereitete alles vor und legte mich auf die Lauer.

Und da kamen sie auch schon: Otti, Pinkas und Leonie. Sie aktivierten die Lichtschranke und wir wussten genau, wo sie waren.

Ich betrat die Seelenhalle schlich durch die Gänge. Da entdeckte ich die Wächter, sie hatten die Seele bereits gefunden. Ich überraschte die Kinder, doch sie rannten weg. Ich beschloss, die Verfolgung nicht aufzunehmen. Über eine Abkürzung gelangte ich schnell als sie zum Ausgang und versperrte ihnen den Weg. Ich forderte sie also auf, mir die Phiole zurückzugeben, doch Otti weigerte sich. Also zückte ich meinen Zauberstab und bedrohte die Wächter damit. Otti warf mir die Flasche zu, sie zerbrach und eine Seele sog sich in mich. Es war die des blinden Jack - eines Piraten. Ich wehrte mich gegen ihn, doch wie sollte ich die fremde Seele loswerden!? Erst der Meister konnte mir helfen und mich von der Seele des Piraten befreien. Natürlich war er sehr erzürnt über mein Versagen. Deshalb zog ich es vor, mich zurückzuziehen.



18) Stadt der Kinder

Der Meister betrachtete auf seinem Monitor die Stadt. Er musste mit Entsetzen feststellen, dass der Bürgermeister und sein Stab auf die Idee gekommen waren, Lübeck bis zum Jahr 2020 zu einer „Stadt für Kinder“ zu machen. Kinder, die schlimmsten Lebewesen, die je existiert hatten.

Also beschloss er, diese Politiker auszuschalten, indem er sie selbst zu Kindern machen wollte. Aber dazu brauchte er das Blut der Opfer. Ich machte mich sofort auf den Weg nach Oben und platzte in die Abschlussbesprechung des Regierungsstabes der Stadt.

Mit Hilfe meines Zauberstabes konnte ich die Politiker für eine Weile erstarren lassen. Anschließend holte ich mir das Blut und übergab es dem Meister. Dieser hatte bereits mit den Vorbereitungen begonnen. Er entwickelte einen „Einarmigen Zanditen“ und braute ein Verjüngungselixier. Als alles fertig war, zog er an dem Hebel und es passierte: die Politiker verwandelten sich in Kinder. Nur einmal noch musste er an dem Hebel ziehen, und sie würden für immer verschwinden. Alles lief perfekt nach Plan.

Doch da tauchte plötzlich Pinkas in der Zentrale auf. Er musste die Elixiere vertauscht haben. Der Meister zögerte nicht lange und zwang den Wächter dazu, sie wieder zurückzutauschen. Er wollte den Jungen bei der Vernichtung der Politiker zusehen lassen, Pinkas sollte sogar selbst am Hebel ziehen. Und er tat es auch. Doch was war das!? Sie waren wieder in ihrem normalen Alter! Pinkas hatte den Meister ausgetrickst. Damit nicht genug, er vernichtete sogar den Verjüngungstrank!

Der Meister packte Pinkas und rief nach mir. Ich sah Pinkas und wollte gerade nach meinem Zauberstab greifen, als plötzlich etwas auf mich schoss. Der Meister sagte, es sei ein Watz, aber ich konnte nichts sehen. Mein Meister befahl mir, den Watz zu fangen, aber ich sah ihn nicht. Also kümmerte er sich selbst darum.

Pinkas wollte inzwischen fliehen. Als ich ihn festhalten wollte, verpasste er mir einen Tritt in den Magen. Dieser Bastard hatte mich geschlagen!

Der Meister schoss auf den Watz, doch dessen Strahl vernichtete den Zandit. Wir hatten verloren. Der Meister war außer sich.

 

 

19) In der Zeitschleife

Ich befand mich auf einem meiner üblichen Kontrollgänge am Haus der Wächter. Da sah ich Karo, die mit einem Buch durch die Gegend lief. Sie schien etwas zu suchen. Ich beschloss, ihr zu folgen.

Als sie schließlich in einen Schacht stieg, schloss ich den Deckel, in der Hoffnung, das Mädchen damit loswerden, bzw. ihr wenigstens einen Streich spielen zu können.

Ich blieb noch eine Weile, um mir alles in Ruhe anzusehen. Natürlich kamen die anderen Wächter bald vorbei und befreiten Karo. Aber den Spaß war es wert gewesen.

Als ich Otti um die Ecke kommen sah, dachte ich mir schon, dass er etwas auf dem Herzen hat. Also entschloss ich mich, den Gören noch etwas hinterher zu spionieren. Was ich da zu hören bekam, übertraf meine schönsten Vorstellungen: Otti wollte kein Wächter mehr sein! Er wollte aussteigen! Zufrieden und freudestrahlend kehrte ich mit dieser Nachricht in die Unterwelt zu meinem Meister zurück.

Ich holte sofort das grüne Elixier und unsere besten Gläser und wir stießen auf den Sieg des Meisters an. Jetzt bräuchten wir nur noch zu warten, bis auch die anderen die Lust am Wächter-sein verlieren würden.

Der Meister beschloss, ein Spiel an seinem Monitor zu spielen. Er verpasste den Wächtern Pickel, rote große Pickel. Es war herrlich.

Doch plötzlich hörten wir Alarm! Auf dem Schirm leuchtete das Symbol des alten Trave-Schotts auf. Dort benutzte jemand magische Löser. Das konnten nur die Wächter sein.

Diese hinterlistige Brut wollte die Höhle fluten, uns versenken, uns einfach absaufen lassen! Der Meister war ratlos, MEIN Meister wusste nichts dagegen zu setzen. Er hat keine Macht über Wasser...

Ich war verzweifelt, ich hätte ja noch fliehen können, aber der Meister kann nicht einfach so in die Oberwelt. Mit keinem Gedanken hätte ich ihn dort unten allein gelassen.

Wir liefen wie angestochen durch die Zentrale. Der Meister überlegte, verwarf aber die meisten Ideen sofort wieder. Da kam es ihm: wir brauchten Zeit, ja, einfach nur Zeit. Ich beobachtete den Meister, der jetzt gar nicht mehr hilflos erschien. Er hatte einen Plan. Bewundernd sah ich zu, wie er eine Zeitschleife errichtete, machte mir jedoch gleichzeitig Sorgen, da die Prozentzahl auf dem Macht-O-Meter schlagartig fiel.

Die Wächter verschwanden vom Schott und wurden um eine Stunde zurückversetzt. Dies verschaffte uns Zeit zum Nachdenken, wie wir sie aufhalten könnten.

Der Meister erklärte mir, dass die Wächter das Schott nicht öffnen könnten, solange sie in der Zeitschleife gefangen wären. Meinen Vorschlag, diese für immer aufrecht zu erhalten, wehrte er mit den Worten ab, dass es unendlich viel Energie koste, eine Zeitschleife überhaupt zu errichten und vor allem aufrecht zu erhalten. Die Macht des Meisters betrug nur noch 7%, wir mussten eine Lösung finden und zwar so schnell wie möglich.

Da durchfuhr es mich wie ein Blitz: Warum muss es immer Magie sein!? Es gibt auch konventionelle Mittel... Ich unterbreitete dem Meister meinen Vorschlag. Dieser war sehr angetan von meiner Idee, den Schott mit einer Bombe zu versiegeln und im gleichen Zug auch noch die Wächter zu erledigen. Also machte ich mich auf den Weg, holte die Bombe und begab mich in die Nähe des Schotts. Dort platzierte ich die Bombe hinter einer Wand und stellte sie auf 15 Minuten ein. Plötzlich hörte ich die Wächter, sie kamen früher als geplant. Doch sie hatten es dermaßen eilig, dass sie an der Bombe vorbeirannten und sie (und was noch wichtiger war – mich) gar nicht erst bemerkten. Also ging ich zufrieden zurück zur Zentrale, wo der Meister bereits ungeduldig auf mich wartete.

Dieser führte gerade Selbstgespräche, dass er diese elenden Kinder vernichten wolle, als ich zurück kam. Ich versicherte ihm, dass der Plan mit der Bombe ganz sicher funktionieren würde. Und stellte den Monitor so ein, dass wir den Countdown verfolgen konnten. Wir starrten beide wie gebannt auf den Schirm und warteten auf die Explosion.

Und dann war es endlich soweit: die Bombe ging hoch. Die gesamte Unterwelt bebte. Der Plan hatte funktioniert. Der Zugang zum Schott war dicht, für immer. Und die Wächter waren erledigt, das dachten wir jedenfalls...



20) Im Sog des Spiels
 

 

Die Unterwelt
Der Meister
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Die Wächter mit Anhang
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